Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) würdigt die gestern verstorbene Journalistin und Autorin Wibke Bruhns. „Sie war politisch und sozial engagiert und zugleich eine unbestechliche Berichterstatterin“, erklärt dju-Bundesgeschäftsführerin Cornalia Berger. Bruhns werde „als streitbarer und unbequemer Geist fehlen“.
Mit ihrer konsequenten Haltung sei Bruhns „ein großes Vorbild vor allem für Journalistinnen, denn sie hat eine Domäne erobert, die in den 70ern noch ausschließlich Männern vorbehalten war“, so die dju-Bundesgeschäftsführerin. Bruhns präsentierte ab 1971 als erste Frau im bundesrepublikanischen Fernsehen eine Nachrichtensendung, „heute“ im ZDF. Wibke Bruhns sei „eine Frau mit Haltung und dem Mut einer Pionierein“ gewesen. Mit ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft habe sie Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen sowie viele in der Medienwelt beeindruckt, würdigte ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Verstorbene.
Bruhns journalistisches Betätigungsfeld war sehr breit: Nachdem sie 1961 ein Volontariat bei der Bild-Zeitung aus politischen Gründen abgebrochen hatte, ging sie zum NDR-Fernsehen. Später war sie neben ihrer Arbeit als Redakteurin und Moderatorin bei diversen Fernsehsendern auch als Auslandskorrespondentin des Stern in Jerusalem und Washington, arbeitete für Die Zeit und den NDR-Hörfunk. Ihr Buch „Meines Vaters Land“, in dem sie sich mit der Geschichte ihrer Familie bis zum Ende der Nazi-Diktatur auseinandersetzte, wurde zum Bestseller und erhielt 2006 einen Literaturpreis. Zeitlebens war Bruhns auch für ihr politisches Engagement bekannt, so unterstützte sie etwa 1972 aktiv den Wahlkampf von SPD-Bundeskanzler Willy Brandt.
Sie hoffe, dass Bruhns Befürchtung nicht eintrete, auf ihrem Grabstein werde stehen, sie sei die erste Nachrichtensprecherin und die Geliebte von Willy Brandt gewesen, sagt dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger: „Wibke Bruhns war viel mehr.“