Wir brauchen mehr Vernetzung, Austausch und Kooperation, war die übereinstimmende Meinung der Teilnehmer_innen des ersten Kölner AustauschTags für Freie und Solo-Selbstständige am 12. November 2016. Fast 50 Frauen und Männer, ein guter Teil von ihnen noch keine ver.di-Mitglieder, folgten der Einladung der Kölner ver.di-Aktiven. In von erfahrenen Kolleg_innen geleiteten Workshops diskutierten sie über ihre Probleme und Möglichkeiten, gemeinsam für bessere Bedingungen für ihre selbstständige Arbeit zu sorgen. Bester Nebeneffekt: Das persönliche Kennenlernen und die Erfahrung, „ver.di ist ein toller Laden“.
Knapp 50 Teilnehmer_innen waren ins Kölner Gewerkschaftshaus am Hans-Böckler-Platz gekommen – nur die reichliche Hälfte derer, die sich angemeldet hatten. Doch tags zuvor hatte man in der Karnevalshochburg den Auftakt der „fünften Jahreszeit“ gefeiert, das war wohl an manchem nicht spurlos vorbei gegangen. Dafür waren diejenigen, die zum ersten Kölner AustauschTag für Selbstständige gekommen waren, um so motivierter und interessierter und arbeiteten den ganzen Tag in thematischen Workshops.
Thematische Workshops boten Raum für Diskussionen
Den meisten Zulauf hatte die von Elisabeth Voß geleitete Runde zum Thema „Einzelkämpfer_innen haben’s schwer“. Hier ging es um das breite Feld kooperativer Möglichkeiten für Selbstständige – vom unverbindlichen informellen Treff bis hin zur Kooperative als Geschäftsform. Dass Konkurrenzverhalten á la „Ellenbogen raus“ keinen langfristigen Erfolg verspricht, wissen viele aus eigener Erfahrung. Zudem leidet die Mehrzahl der Solos unter dem Dasein als „Einzelkämpfer_in“, wünscht sich mehr kollegialen Austausch und – wo es passt – Zusammenarbeit. Die Workshop-Teilnehmer_innen wollen auf jeden Fall in Verbindung bleiben – und vielleicht gibt es in Köln bald einen regelmäßigen Treff zum Austausch von Arbeitsinhalten unter ver.di-Label.
Im Workshop „Arbeit 4.0“ ging es um Konsequenzen der Digitalisierung für die Freien und Solo-Selbstständigen. Gunter Haake, Geschäftsführer des Beratungsnetzwerks mediafon, diskutierte mit den Teilnehmer_innen Fragen wie: Werden wir alle zu Crowdworkern, weil beispielsweise Textarbeit, Übersetzung, Design oder Programmierung nur noch über Plattformen ausgeschrieben werden? Welche Chancen entstehen für Solo-Selbstständige, wenn Laptop und WLAN als Arbeitsplatz ausreichen? Wie viel verdienen eigentlich Crowdworker und brauchen sie eine Interessenvertretung?
Ein für viele Kölner Selbstständige existenzielles Problem barg der Workshop mit dem Titel „Honorare bei der Stadt Köln: Sind sie angemessen?“ Für VHS-Dozent_innen und freie Mitarbeiter_innen beim Museumsdienst der Stadt Köln gibt es Honorarordnungen. Was aber ist mit den übrigen rund 800 Honorarkräften, die von der Stadt Köln beschäftigt werden? Die Stadtverwaltung schweigt darüber und informiert weder den Personalrat noch die Ratsfraktionen… Die Teilnehmer_innen diskutierten mit Jürgen Greggersen, Honorarkraft beim Museumsdienst der Stadt Köln, welche Möglichkeiten Solo-Selbstständige haben, ihren Forderungen an die Stadt Nachdruck zu verleihen.
Um Selbstmarketing per Social Media ging es im Workshop „Wer bin ich im Netz?“. Romina Neu erarbeitete mit den Teilnehmer_innen, wie Social Media Marketing funktioniert, welche Potentiale es insbesondere für Networking, PR, Werbung und Akquise bietet. Schnell stellte sich heraus, dass einige schon sehr professionell mit Xing, Twitter, Google+, Facebook und Co. umgehen, für viele andere aber Self-Marketing per Web 2.0 noch Zukunftsmusik ist. Selbst wenn wir es ungern tun: Klappern gehört zum Handwerk – auch in der digitalen Welt. Das gilt für Solo-Selbstständige mehr denn je.
Vernetzung gelungen und Pläne geschmiedet
Das Fazit des abschließenden Plenums: Das war ein gelungener Tag, der Auftakt für neue gemeinsame Ideen, Aktivitäten und konkrete Pläne sein kann. Den meisten Neuen gefiel es ausgesprochen gut bei ver.di: „Ich hätte nicht gedacht, dass ver.di so ein toller Laden mit so vielen guten Leuten ist“, sagte eine Kollegin, die zum ersten Mal überhaupt einen Kontakt zur Gewerkschaft hatte. Eine andere entschied sich sofort, Mitglied zu werden. Kathy Ziegler, Sprecherin der Selbstständigen im Bezirk Köln und als Freie für das Deutschlandradio tätig, war nach dem ersten AustauschTag jedenfalls zufrieden: „Der Anfang ist gemacht. Wir nehmen die vielen Anregungen aus den Workshops mit und versuchen, sie umzusetzen. So werden wir etwa überlegen, wie wir unsere regelmäßige AustauschBar so gestalten, dass sie auch als Kooperationsplattform funktionieren kann.“ Je mehr (neue) Mitglieder den Aktivenkreis der Selbstständigen in Köln tatkräftig unterstützen, desto größer wird die Chance, viele Ideen vom AustauschTag zu realisieren.