Im Rahmen des Deutschen Schauspielerpreises wurde der Innenrequisiteur Martin Küster am Freitagabend im Berliner Zoo-Palast vor mehr als 800 geladenen Gästen mit dem ver.di-Preis „Starker Einsatz“ ausgezeichnet. Mit dem Starken Einsatz ehren die ver.di-FilmUnion und der Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS) Filmschaffende, die sich für faire Arbeitsbedingungen, Transparenz und ein gemeinsames Verständnis am Filmset einsetzen.
Seit 2012 und nun bereits zum fünften Mal in Folge würdigt der BFFS mit dem Deutschen Schauspielerpreis (DSP) Menschen, die sich für die Schauspielkunst oder den deutschen Film als Kulturgut besonders eingesetzt haben, sowie deren nachhaltig inspirierendes Wirken. Es ist eine Auszeichnung „von Schauspielern für Schauspieler“, von Kolleg_innen für Kolleg_innen. Vergeben werden nicht nur Preise für die besten Haupt- und Nebenrollen, sondern auch der Ehrenpreis für das Lebenswerk, mit dem in diesem Jahr der 85-jährige Armin Mueller-Stahl ausgezeichnet wurde. In seiner bewegenden Laudatio adelte Starregisseur Costa-Gavras dessen künstlerisches Schaffen mit den Worten, Mueller-Stahl sei die „Stradivari der Worte“.
„Starker Einsatz“ für Martin „Martini“ Küster
Seit 2014 wird im Rahmen des Deutschen Schauspielerpreises auch der Sonderpreis „Starker Einsatz“ verliehen. Diese von der ver.di-FilmUnion in Kooperation mit dem BFFS vergebene Auszeichnung soll den Fokus auf jene Menschen am Set richten, die Verantwortung für ein faires und wertschätzendes Miteinander sowie für gute Arbeitsbedingungen als Voraussetzung für einen guten Film übernehmen. Aufgrund seines Engagements für die Belange seiner Kolleg_innen am Set entschied die sechsköpfige Jury in diesem Jahr, den Starken Einsatz an den Innenrequisiteur Martin Küster zu vergeben. Küster, bei seinen Kolleg_innen besser bekannt unter dem Spitznamen „Martini“, ist seit 1990 beim Film, zunächst bei der Aufnahmeleitung und seit 1992 als Innenrequisiteur. In dieser Funktion lernte er 2008 auch den Schauspieler und seinen mittlerweile langjährigen Set-Kollegen Wanja Mues kennen, der nun auf der Verleihung des Deutschen Schauspielerpreises die Rolle des Laudators übernahm.
Küster gelinge es auf erstaunliche Weise, Menschen zu verbinden, hob Mues hervor: „Er macht aus einem Set eine Gemeinschaft von Menschen, die sich wieder daran erinnern, dass sie den Film lieben.“ Und das sei keineswegs selbstverständlich. Denn nach einer Woche mit 14-Stunden-Tagen könne man schon mal vergessen, dass man diesen Job nicht mache, weil man dazu gezwungen worden sei, sondern weil man den Film und Filme eben liebe. „Angesichts eines auf allen Ebenen immer weiter erodierenden Sozialgefüges, angesichts des schleichenden Abbaus unserer Altersversorgung, angesichts seit Jahren zu knapp bemessener Budgets, zu langer Drehtage und zu kurzer Drehzeiträume kann man schon mal den Eindruck haben, im falschen Film zu sein“, so Mues. Und eben deshalb brauche es am Set Filmschaffende, die sich für ihre Kolleg_innen und für faire Arbeitsbedingungen einsetzen, die aber nicht auf Veränderung warten, sondern einfach schon mal damit anfangen, zu verändern.
Martin „Martini“ Küster sei so ein Filmschaffender. Einer, der den Mund aufmache, wenn etwas falsch läuft und der zu seinen Leuten stehe und sich vor sie stelle.
Und weil es noch viel mehr von diesen Menschen braucht, betonte Mues in seiner Laudatio auch, dass diese Auszeichnung nicht nur als Würdigung für Küsters ganz persönliches Engagement zu verstehen sei, sondern auch als Statement. Als Statement dafür, dass es sich lohne, sich für gute Bedingungen und ein gutes Miteinander am Set stark zu machen. Die Ehrung Martin Küsters mit dem „Starken Einsatz“ solle seinen Kolleg_innen am Set deshalb Mut machen, es ihm gleich zu tun.
„Aus dem Regierungsentwurf zum Urheberrecht ist ein Bettvorleger geworden“
Alle Jahre wieder steht auch das Thema Urheberrecht auf dem Programm des Deutschen Schauspielerpreises. Im vergangenen Jahr versprach Bundesjustizminister Heiko Maas während der feierlichen Gala im Zoo-Palast das Zustandekommen der Urhebervertragsrechtsreform noch für den Sommer 2015. Schauspieler_innen, Filmmusiker_innen, Drehbuchautor_innen und allen anderen Urheber_innen wolle er mit dieser Reform nicht nur einen Anspruch auf angemessene Vergütung in einer digitalisierten Welt sichern, sondern zudem die Möglichkeit, diesen Anspruch auch durchzusetzen, so Maas‘ Ankündigung.
Was daraus geworden ist, brachte Schauspieler und BFFS-Vorstandsmitglied Thomas Schmuckert mit unverhohlenem Ärger während seiner Eröffnungsrede zum Deutschen Schauspielerpreis auf den Punkt. Seit zehn Jahren würden Urheber_innen und ausübende Künstler_innen von der Regierung im Regen stehen gelassen. Und daran habe sich bis zum heutigen Tag trotz der vollmundigen Ankündigung des Justizministers nichts geändert. Aus dem Regierungsentwurf zum Urheberrecht sei ein Bettvorleger geworden. Tatsächlich stünden die Urheber_innen nun noch schlechter da als vorher.
Ob die EU-Politik daran etwas ändern könnte, blieb auch nach dem anschließenden Auftritt des EU-Kommissars für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, fraglich. Der EU-Politiker unterstrich die immense Bedeutung der Kreativwirtschaft, die derjenigen der Industrie in nichts nachstehe. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, bedürfe es klarer Regeln und Strategien auf europäischer Ebene, insbesondere was die Bekämpfung der für die Filmwirtschaft so schädlichen Piraterie angehe. Den anwesenden Gästen sagte Oettinger noch für dieses Jahr ein modernes Urheberrechtsgesetz auf europäischer Ebene zu. Denn die Zeit dränge: „Es ist 5 vor 12.“
Worte, die einem bekannt vorkommen. Abgerechnet wird dann wohl spätestens im nächsten Jahr, anlässlich des Deutschen Schauspielerpreises 2017.
Alle Preisträger des Deutschen Schauspielerpreises 2016 im Überblick
Das Video zur Verleihung des „Starken Einsatzes“ an Martin Küster:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.