In Wiesbaden wurde am Sonntag, den 30. Oktober 2016 eine Redakteurin der „Frankfurter Rundschau“ offenbar durch Einsatzkräfte der Polizei verletzt, während sie live von der Demonstration „Demo für alle“ berichtete. Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden will nun die genauen Umstände sowie deren strafrechtliche Relevanz prüfen und auch die FR-Chefredaktion teilte auf Anfrage mit, gemeinsam mit der betroffenen Journalistin rechtliche Schritte zu erwägen. Die dju in ver.di fordert eine umgehende und umfassende Aufklärung der Geschehnisse, damit Journalistinnen und Journalisten auch in Zukunft angstfrei von Demonstrationen berichten können.
Die FR-Redakteurin Katja Thorwarth wurde am vergangenen Sonntag bei einem Polizeieinsatz verletzt, während sie für den FR-Live-Ticker von der rechten Demonstration „Demo für alle“ gegen den neuen Lehrplan für Sexualerziehung berichtete. Unter dem Motto „Ihr seid nicht alle“ hatten sich auch etwa 2000 Gegendemonstranten in der Wiesbadener Innenstadt versammelt. Wie die FR am Montag berichtete, sei die Reporterin bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten durch Polizisten zu Boden gerissen worden. Obwohl sie sich als Pressevertreterin auswies, habe man ihr nicht geholfen, stattdessen sei sie von einem Beamten in Richtung der Gegendemonstranten geschleudert worden. Erst eine Gegendemonstrantin habe ihr schließlich aufgeholfen. Die Journalistin habe eine Bänderdehnung sowie mehrere Prellungen erlitten und sei derzeit krankgeschrieben.
Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums der FR auf Anfrage mitteilte, werde die Staatsanwaltschaft nun prüfen, wie genau es zu dem Vorfall kam, zu dem auch die beteiligten Polizisten befragt worden seien. Gegenüber M kündigte FR-Chefredakteur Arnd Festerling zudem an, dass die Chefredaktion gemeinsam mit Frau Thorwarth rechtliche Schritte erwäge. Im Namen der Chefredaktion der Frankfurter Rundschau zeigte er sich zudem betroffen und schockiert von dem offenbar rücksichtslosen Verhalten der Beamten: „Nach Ansicht der FR-Chefredaktion ist dieses Verhalten inakzeptabel, selbst ohne den besonderen Schutz, den Pressevertreter genießen.
Als „in keiner Weise nachvollziehbar“ wertete auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di das Verhalten der Polizei. Der hessische dju-Vorsitzende Joachim Legatis sieht das Vertrauen in den Rechtsstaat geschwächt und die Pressefreiheit bedroht, wenn sich Journalistinnen und Journalisten während der Berichterstattung von Demonstrationen nicht auf Unversehrtheit und Schutz durch die Polizei verlassen könnten: „Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen auch in Zukunft angstfrei von Demonstrationen berichten können. Schlimm genug, dass es Demonstranten gibt, die dieses Recht nicht respektieren. Da muss zumindest die Polizei an unserer Seite stehen.“