Das Thema Datensicherheit und Verschlüsselung ist in aller Munde. Nur selten wird jedoch thematisiert, was dies für die Arbeit von Fotojournalist_innen bedeutet. Mit einem offenen Brief an die großen Kamerahersteller Canon, Nikon und Olympus nahmen dazu Mitte Dezember letzten Jahres über 150 Fotojournalist_innen Stellung und forderten die Ausstattung professioneller Kameras mit Verschlüsselungssoftware.
Initiiert wurde der offene Brief von der Freedom of the Press Foundation (FPF) aus San Francisco. Zu den Erstunterzeichner_innen gehörten bekannte Fotograf_innen wie Lynsey Addario, Susan Meiselas oder Abbas vom der Agentur Magnum. Begründet wurde das Ansinnen damit, dass das Konfiszieren von Kameras mittlerweile zu einem alltäglichen Repressionsinstrument gegenüber Fotojournalist_innen und Kameraleuten geworden ist. Da professionelle Kameras nicht standardmäßig mit Verschlüsselungssoftware ausgestattet sind, gelangen somit Bilder und Videos immer wieder in die falschen Hände.
Lars Bauernschmitt, Sprecher des Studiengangs Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover, hält die Initiative für absolut sinnvoll, obwohl auch diese Technik nur ein Teil eines größeren „Sicherheits-Mosaiks“ sein kann. Benjamin Hiller, ein deutscher Fotograf, der viel in Krisengebieten unterwegs ist und das Warzone Freelance Project mitgegründet hat, kann sich vorstellen, dass eine Verschlüsselung vor allem beim Passieren von Checkpoints hilfreich sein kann. Er sieht jedoch das Risiko, damit erst recht auf sich aufmerksam zu machen. Doch die Möglichkeit an sich, eine Verschlüsselung zu haben, sollte auf jeden Fall vorhanden sein.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Aufrufs der FPF wurde das Thema auch prominent auf amerikanischen Technik- und IT-Blogs diskutiert. Dort dominierten jedoch eher die kritischen Stimmen. So schreibt Nate Hoffelder auf der Seite „The digital reader“, der Aufruf gehe an der Sache vorbei, da Verschlüsselung nicht die Daten an sich schützen würde, sondern nur den Zugang erschwere. Und für Haje Jan Kramps von „Techcrunch“ liegt das größte Problem darin, dass durch Verschlüsselungssoftware der Arbeitsprozess verlangsamt werde. Darüber hinaus weisen beide Autoren darauf hin, dass physischer Repression und dem Zerstören der Kameras weiterhin Tür und Tor geöffnet seien.
Angesichts der Kritik ist es nicht verwunderlich, dass das Thema bis heute etwas an Fahrt verloren hat und von den aktuellen Themenseiten verschwunden ist. Auch die Kamerahersteller haben bisher nicht wirklich klar zu den Forderungen Stellung bezogen, sondern nur allgemeine Statements auf Nachfrage von Journalist_innen abgegeben. Aber Trevor Timm, Executive Director der FPF ist sich sicher, dass das Thema nicht an Bedeutung verlieren wird. Die Kritik an der Initiative, der Aufruf gehe an der Sache vorbei, hält er für verfehlt. Trevor Timm und der FPF wollen auf jeden Fall an der Sache dranbleiben und nach Open Source-Lösungen suchen, sollte sich auf Seiten der Kamerahersteller nichts bewegen.