Auch Ende September 2016 sind sie eine Männerbastion, die 100 Regionalzeitungen mit selbst produziertem Mantelteil in Deutschland. An ihren Redaktionsspitzen gibt es nur fünf Chefredakteurinnen, auch nur 18 Prozent der Stellvertretungen sind weiblich! Das hat der Verein „Pro Quote“ recherchiert, der 2012 antrat, den Frauenanteil in den Spitzenpositionen deutscher Medien bis nächstes Jahr auf 30 Prozent zu erhöhen. Bei überregionalen Leitmedien war die Kampagne erfolgreicher: „Die Zeit“ und „Bild“ haben bereits mehr als ein Drittel weibliches Führungspersonal. Doch in der Regionalpresse dominieren weiterhin „harte Blattmacher“. Warum? Wie kann man das ändern?
„Seit knapp 20 Jahren erreichen die lokalen/regionalen Abonnementzeitungen im Schnitt etwas mehr Frauen als Männer“, heißt es in der vom Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ) veröffentlichten Medienanalyse für 2014, nach der etwa zwei Prozent mehr Frauen als Männer Regionalzeitungen lesen. Da erstaunt es schon, dass diese Blätter überwiegend von Männern verantwortet werden, dass Männer entscheiden, welche Themen ins Blatt kommen. Zumal eine repräsentative Umfrage des Emnid-Instituts, die „Pro Quote“ in Auftrag gegeben hatte, im September 2015 feststellte, dass die Hälfte der Bevölkerung „die Herrenclubs an den Redaktionsspitzen“ nicht mehr als „zeitgemäß“ empfinde.
Bei der Regionalzeitungsanalyse in diesem Jahr hat „Pro Quote“ alle befragten Redaktionen um Erklärungen für die Männerdominanz in den Chefsesseln gebeten, aber nur acht Antworten bekommen. Immerhin decken diese die hinlänglich bekannten Argumentationen ab. Zunächst die These, dass Frauen selber schuld sind: Sie seien „nicht bereit, Führungspositionen einzunehmen“, sie müssten „sich den Job auch zutrauen“, wird da unter Gründen genannt. Genauso häufig verweisen die Befragten auf strukturelle Hürden, die Beruf und Privatleben für Journalistinnen schwer vereinbar machen.
Zur Lösung dieser Probleme könnten die Verlagsleitungen aber einiges beitragen. Michael Garthe, Chefredakteur der „Rheinpfalz“, berichtet von einem Seminar „Frauen in Führungspositionen“, in dem etwa „ein neues Führungsmodell für bessere Vereinbarkeit mit Familie“ entwickelt wurde. Davon würden auch Männer profitieren, die alte Rollenzuschreibungen aufbrechen wollen. Dass letzteres bitter nötig ist, bestätigt Hans-Herbert Jenckel, geschäftsführender Redakteur bei der „Landeszeitung der Lüneburger Heide“: „Es sind die Vorurteile und die tradierten Werte von harten Blattmachern mit Ellenbogen und Ego, die noch den Status quo prägen – aber nicht mehr lange,“ macht er Hoffnung.
Doch warum sind Frauen gerade in den Führungsspitzen der Regionalpresse mit nur fünf Prozent so unterrepäsentiert? Diesen „Reformstau“ begründet Pro-Quote-Vorsitzende Maren Weber in einem Interview so: Regionalzeitungen „stehen nicht unter einem solchen Beobachtungsdruck wie die überregionalen Medien – zum Beispiel durch Pro Quote“. Das kann sich ändern! Leser_innen fragt nach, Forscher_innen liefert Daten, Gewerkschafter_innen kämpft für menschlichere Arbeitsbedingungen! Damit die Medienfrauen auf die Erfüllung ihrer 30-Prozent-Quote nicht so lange warten müssen wie Berlin auf seinen Flughafen!