Die junge österreichische Journalistin Ingrid Brodnig ist in ihrem Buch „Der unsichtbare Mensch – Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert“ der Frage nachgegangen, wie es kommt, dass anonyme Kommentare im Internet zuweilen in hasserfüllte Zügellosigkeit ausarten und was man dagegen tun könne.
Brodnig konstatiert: Augenkontakt hat eine aggressionshemmende Wirkung, der fehlt hier. Und sie überlegt, ob man Online-Signale einbauen könne, die non-verbale Zeichen ersetzen?
Hass hat im Internet eine extrem ansteckende Wirkung, sieht Brodnig und beobachtet ein Umdenken in der Medienbranche: Immer mehr Medien und Online-Dienste wollen die Störer und Trolle nicht länger hinnehmen, schließen ihre Kommentarspalten. Doch die Autorin ist nicht dafür, die Anonymität abzuschaffen, sondern als User mehr Verantwortung zu übernehmen. Ihre These: Nicht die Anonymität ist das Kernproblem der Aggressivität im Netz, sondern das Gefühl der Unsichtbarkeit. „Zunehmend geht es um die Frage, welche Regeln und Normen die Community braucht und wie die Bedürfnisse des Einzelnen mit denen der Gemeinschaft zu vereinbaren sind. Das ist der Grund, warum die Klarnamendebatte mit so viel Leidenschaft und Vehemenz geführt wird, geht es doch dabei um das Miteinander und um die Machtverhältnisse zwischen Individuum, Gesellschaft und Staat.“ Ein spannendes, lesens- und nachdenkenswertes Buch mit vielen interessanten Beispielen.