Im Dresdner Rundkino gibt es seit Dezember einen Betriebsrat. Es sei der erste von rund 90 Kinos der Cineplex-Kette mit einem solchen Gremium, teilt der Landesbezirk Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Leipzig mit. Wir sprachen mit dem Gewerkschaftssekretär Lucas Munzke über die Widerstände und Hürden bei der Gründung.
Herzlichen Glückwunsch zum neu gegründeten Betriebsrat im Cineplex in Dresden. Wie kam es zu dieser Neugründung?
Dankeschön! Allerdings gilt der Glückwunsch eher dem neu gegründeten Betriebsrat und allen Initiator*innen, ohne die der Erfolg nie zustande gekommen wäre. Diese haben nun einige turbulente Wochen hinter sich und mussten Vieles ertragen.
Die Beschäftigten haben sich bei uns gemeldet, weil es im Cineplex Dresden zahlreiche Probleme gab. Neben Verstößen gegen Arbeitsgesetze herrschte zwischen den Führungskräften und der Belegschaft ein schlechtes Verhältnis. Der Drang zur Mitbestimmung durch die Beschäftigten war also stets berechtigt und einem Hilferuf gleichzusetzen. Nachdem wir die Initiator*innen dann über die Möglichkeit zur Gründung eines Betriebsrates ausführlich beraten haben, organisierten sich immer mehr Mitarbeitende in ver.di. Durch diese Grundsteinlegung war der weitere Weg frei. Die ausführliche Vorbereitung und Planung der Wahl war dann der Schlüssel, um sie erfolgreich durchzuführen. Auf jegliche Versuche, die Wahl zu verhindern oder zu behindern, waren wir also vorbereitet und konnten diese auch erfolgreich abwehren.
In der Presse ist nun von Union-Busting die Rede. Behindert der Arbeitgeber Eure Arbeit auch nach der Gründung?
Die Betriebsratsmitglieder sind kurz vor Weihnachten in ihr Amt gewählt worden. Alle Mandatsträger*innen sind neu in diesem Amt und haben vorher noch keine Berührungspunkte damit gehabt. Umso verständlicher ist, dass die Arbeit noch nicht wirklich aufgenommen werden konnte. Das Gremium hat nun die Aufgabe, die notwendigen Schulungen zu besuchen, um ihrer Arbeit als Betriebsräte vollumfänglich nachkommen zu können. Das wiederum bedeutet, dass wir noch nicht aussagekräftig sind, ob der Arbeitgeber sein Wort hält und den offenen und respektvollen Dialog mit dem neu gewählten Betriebsrat pflegen wird. Wir werden das Gremium aber weiterhin aktiv betreuen und auch wachsam sein, ob es zu Behinderungsversuchen kommt.
Viele Kinoketten haben Betriebsräte und sogar Tarifverträge. Weshalb ist das bei Cineplex anders?
Die Kinokonzerne CinemaxX und CineStar gehen da mit einem guten Beispiel voran. Ich wünsche mir, dass wir dies in Zukunft auch bei Cineplex schaffen. Das geht aber nur gemeinsam mit vielen Beschäftigten, die wir von unserem Vorhaben überzeugen müssen. Ein wichtiger Fakt ist, dass die Unternehmensstruktur des Cineplex-Konzerns vorsieht, wirtschaftlich völlig selbstständige Standorte zu betreiben. Daher gibt es bisher keine deutschlandweiten Betriebsräte im Cineplex-Konzern, die eine Gründung von örtlichen Betriebsratsgremien anstoßen könnten und so für eine Verbesserung der schlecht ausgestatteten Mitbestimmungsstruktur im Konzern eintreten können. Die dezentrale Struktur ist eine Hürde, die wir aber gemeinsam überwinden können.
Zur Wahrheit gehört auch, dass wir als ver.di gern unsere Mitglieder im Kampf um Betriebsräte und Tarifverträge unterstützen, die Initiative aber von den Betroffenen selbst ausgehen muss. Dann erfolgreich zu sein geht nur, wenn wir eine starke organisierte Belegschaft haben, die ein gemeinsames Ziel verfolgt, denn nur so sind wir durchsetzungsfähig. Dass dies funktioniert, zeigen die Beschäftigten des Rundkino Dresden. Wie es nun weitergeht und ob auch das Thema Tarifvertrag in Zukunft eine Rolle spielen soll, entscheiden unsere Mitglieder, welchen ich nicht vorgreifen möchte.