Verantwortung übernehmen

„Jeder ist seines Glückes Schmied“ – ein Ausspruch der alten Römer. Das gilt bis heute, meint auch Ausbildungsredakteur Jan Henning Rogge vom Mindener Tageblatt. Er fordert seinen Volontären alles ab, aber er fördert sie auch, sorgt für gute Bedingungen beim Schmieden von Ideen und deren Umsetzung in crossmedialen journalistischen Content für die Lokalzeitung (S. 6 / 7).

Auch wenn das Lern-Engagement des Einzelnen ein entscheidender Faktor ist, es enthebt den -Arbeitgeber nicht seiner Verantwortung für eine qualitativ hohe Aus- und Weiterbildung. Eigentlich eine Binse, denn schließlich profitieren letztlich die Unternehmen von guten Fachkräften.

Erstaunlich ist jedoch, dass uns die Realität immer wieder eines besseres belehrt. Oft muss um Freiräume fürs Lernen gerungen werden. Selbstständige werden häufig ausgeschlossen oder müssen -Seminar und Workshop aus eigener Tasche bezahlen. Und das, obwohl sie in Print- und Rundfunkredaktionen einen Großteil der Arbeit leisten. M Menschen Machen Medien fragt im aktuellen Magazin 1/2019, wie die Praxis aussieht. Positive Beispiele – sei es in Verlagen wie in Minden, aber auch im Rundfunk wie im SWR beim Volontariat für Aufnahmeleitung (S. 8/9) – bis hin zu Schwachstellen (S. 12 / 13) und umstrittene Trends in der Weiterbildung ergeben einen ersten Problemaufriss.

Wer hätte jemals gedacht, dass die Zahl der Bewerbungen für Medienausbildungen so eklatant zurückgehen, wie es derzeit der Fall ist. Aber offenbar hat das auch damit zu tun, dass es um die Zukunftschancen von Absolvent*innen, Volontär*innen und Praktikant*innen im Journalismus, aber auch von Druckfach-kräften, nicht zum Besten bestellt ist, angesichts der aktuellen massiven Stellenstreichungen bei den -Mediengruppen Funke und DuMont. M ist zudem von der Schließung der Druckerei apm betroffen und wird mit dieser Ausgabe erstmals in Gütersloh gedruckt. 130 apm-Kolleg*innen verloren ihren Job. (S. 18 – 20)

Diese Umbrüche in der Branche einhergehend mit Entlassungen, Tarifflucht und Arbeitsverdichtung waren dieser Tage Thema in den Delegiertenkonferenzen der Fachgruppen des Bereiches Medien, Kunst und Industrie (S. 28 – 31). Der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft in ganz Europa stand ebenfalls auf der Agenda. Vor dem Hintergrund der Wahlen des europäischen Parlaments im Mai hat M die aktuellen medienpolitischen Weichenstellungen aus Brüssel kurz zusammengefasst (S. 26 / 27).

Ausführliche Berichte über die Konferenzen der Fachgruppen sowie über den im Januar gestarteten „M Medienpodcast“ sind zu finden in M Online (mmm.verdi.de) und in Kunst und Kultur Online (kuk.verdi.de).

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Schwierige Neuanfänge für Exiljournalisten

Für Journalist*innen im Exil ist es schwer, in ihrem Beruf zu arbeiten. Gerade wenn sie aus Ländern kommen, die wenig im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. „Ich gehöre zu den Privilegierten“, sagt Omid Rezaee im Gespräch mit M. Der heute 34-jährige ist 2012 aus dem Iran geflohen, weil er dort wegen seiner Berichterstattung verfolgt wurde.Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, floh er zuerst in den Irak und dann nach Deutschland. Hier lebt er seit neun Jahren und arbeitet als Journalist.
mehr »

Spaniens Justiz kämpft gegen Hetze im Netz

Spanischen Staatsanwälte verstärken ihre Ermittlungen zu Hassverbrechen in sozialen Medien. Denn Rechtsextreme und Rechtspopulisten hetzen zunehmend im Internet. Sie machen Stimmung gegen Zuwanderung, Pressevertreter*innen und einzelne Politiker*innen. Auch das Strafrecht soll daher verschärft werden. Doch das könnte gerade für Medienschaffende zum Problem werden.
mehr »