„Die 4. Revolution – Energy Autonomy“

Wenn Früchteöl Generatoren antreibt

Wir könnten viel Geld sparen, wenn wir von der Kernenergie und fossilen Energien (Kohle, Öl, Gas) auf erneuerbare, umweltfreundlichere (Sonne, Wind, Wasser) umsteigen würden. Dass wir uns dennoch immer wieder einreden, vor allem an Atomkraftwerken festhalten zu müssen, bringt nicht nur den Solarexperten Hermann Scheer, SPD (1999 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet), auf die Palme. Carl-A. Fechners Dokumentation, in der neben Scheer auch viele andere Befürworter der erneuerbaren Quellen zu Wort kommen, ist ein eindeutiges Plädoyer, dem manch einer vielleicht vorwerfen wird, nicht objektiv Vor- und Nachteile aller Energiekonzepte abzuwägen. Doch warum sollte ein Film eigentlich nicht politisch Position beziehen dürfen, zumal bei fundierter Recherche und überzeugenden Argumenten?

Fechner ist um die halbe Welt gereist, um sich davon zu überzeugen, wie hervorragend sich entsprechende Vorreiter-Projekte bewährt haben.
So werden etwa auf einer dänischen Halbinsel seit der Ölkrise in den 1970er Jahren rund 50.000 Menschen ausschließlich mit Windenergie versorgt. Vorbildlich auch der Einsatz des Deutschen Matthias Willenbacher, der Speisereste in der hauseigenen Biogas-Anlage in Energie umwandelt, die dann wieder beim Kochen verwendet werden kann. Mehrere hunderttausend Euro spart sein Unternehmen auf diese Weise.
Wer hätte gedacht, dass sich sogar Prominente wie Arnold Schwarzenegger, George Clooney oder Matt Damon in den USA schnittige Sportwagen mit Elektro-Antrieb haben bauen lassen, deren Strom aus erneuerbaren Energien kommt? Oder schauen wir in die Dörfer Malis: Hier werden mit Hilfe von Früchten, deren gepresstes Öl, Generatoren antreibt, 400 Familien mit Strom versorgt.
Das vielleicht eindrucksvollste Beispiel kommt aus Bangladesch: Der Friedensnobelpreisträger Muhammed Yunus, ein sympathischer Anti-Kapitalist, vergibt nicht nur Mikrokredite an die arme Landbevölkerung, damit diese ihre „kreative Energie“ nutzen kann, sondern er betreibt auch ein Tochter-Unternehmen, das auf den Dächern Bangladeschs 8.000 Solarmodule installiert.
Dagegen drehen sich die veralteten, verrosteten Windräder auf den Hügeln Kaliforniens schon lange nicht mehr. Scheers Vermutung, dass dort der Aufbruch ins Solarzeitalter von einer Seilschaft amerikanischer Energiekonzerne und deren politischen Helfershelfern gestoppt wurde, klingt plausibel. – Umso mehr, als dass auch die einflussreichen Befürworter der Atomenergie, die Fechner auch vor die Kamera holt, keine schlüssigen Argumente ins Feld führen können.
„Die 4. Revolution- Energy Autonomy“ ist ein faktenreicher, ambitionierter, wirtschafts- und globalisierungskritischer Film, der aufklärt, warnt, nachdenklich stimmt und auffordert zum sofortigen Umdenken und Handeln. – Schon allein deshalb, weil Millionen von Menschen in der Dritten Welt, die ohne Strom leben, geholfen werden könnte, wenn die Ressourcen gerechter verteilt wären.


 

„Die 4. Revolution – Energy Autonomy“

D 2009.
Regie: Carl-A. Fechner.
83 Min.

 

 

Weitere aktuelle Beiträge

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »

Gleichstellung im Journalismus

Lag vor 10 Jahren der Frauenanteil im Journalismus noch bei knapp über 40 Prozent, sind mittlerweile 44 Prozent der Journalist*innen weiblich. Das hat das Leibniz-Institut für Medienforschung ermittelt. In wenigen Jahren kann man möglicherweise von einem Gleichstand sprechen, was die Anzahl der Journalistinnen betrifft. Doch Frauen verdienen auch in den Medien noch immer weniger als Männer. Politischer und gewerkschaftlicher Druck sind noch immer notwendig.
mehr »

Danica Bensmail: „Widerstände spornen an“

Danica Bensmail hat am ersten März das Amt der dju-Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch mit „der Neuen“ über kaltes Wasser, die Bedeutung von Paarhufern für Diversity in den Medien und Treppengeländer. Danica Bensmail ist erst wenige Wochen im Amt – eine kleine Ewigkeit und ein Wimpernschlag zugleich. „Die ersten 48 Stunden waren ein wenig wie der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser“, sagt Danica und lacht. Aber alles halb so wild, so eine Abkühlung belebe schließlich die Sinne.
mehr »

Filmtipp: Rosenthal

Das sehenswerte Drama behandelt die zwei Leben von Hans Rosenthal: Im  November 1978 soll der beliebte jüdische Showmaster, der sich einst vor den Nazis verstecken musste, ausgerechnet an jenem Tag, an dem die Bundesrepublik erstmals an die Pogrome vom 9. November 1938 erinnert, mit der Jubiläumsausgabe von „Dalli Dalli“ Frohsinn verbreiten. Wie sich Florian Lukas den Showmaster angeeignet hat, ist preiswürdig.
mehr »