Eigenwillige Wal-Reiterin

„Whale Rider“ – eine Vision auf bessere Zeiten

Paikera heißt der Urahn der Einwohner von Whangara, einem Maori-Stamm an der Ostküste Neuseelands. Auf dem Rücken eines Wales soll er einst nach Neuseeland geritten sein, nachdem ihn das Tier nach dem Kentern seines Kanus gerettet hatte. Seit Tausenden von Jahren trägt nun ein männlicher Nachfahre aus jeder Generation diesen Herrschertitel.

Im heutigen Whangara ist die Zeit für einen neuen Erben gekommen. Doch bei der Geburt sterben Mutter und Hoffnungs träger. Nur seine Zwillingsschwester überlebt. Der Vater gibt seinem kleinen Mädchen den Namen Pai und das ist die Abkürzung für Paikera. Voller Kummer sieht er sich außerstande das Kind großzuziehen und überlässt Pai seinen Eltern. Pais Großvater ist der Häuptling Koro (Rawiri Paratene: „Die letzte Kriegerin“). In seinem streng traditionellen und patriachalen Denken weigert er sich seine Enkelin als zukünftige Anführerin zu akzeptieren.

Die mittlerweile 11jährige Pai (Keisha Castle-Hughes) liebt ihren Großvater trotzdem. Magisch angezogen von der Geschichte ihrer Urahnen verfolgt das charismatische Mädchen die Sitten, Bräuche, Traditionen der Maori. Obwohl sie weiß, dass diese Aufgabe bisher nur Männern vorbehalten war, träumt sie sehnsuchtsvoll davon, eines Tages als Paikera ihren Stamm zu führen. Dafür kämpft sie gegen den Willen des sturen Großvaters und lehnt sich gegen eine tausendjährige Tradition auf. In ihrer Einsamkeit und Verzweiflung bleibt ihr aber die Hilfe ihrer alten Freunde, der Wale …

In „Whale Rider“ wirft die neuseeeländische Regisseurin Niki Caro einen bewegenden Blick auf den Kampf eines mutigen Mädchens gegen überholte Traditionen. Der mehrfach preisgekrönte Film spielt genau dort, wo die Legende vom Walreiter herkommt. So zeigt er beeindruckende Landschaftsaufnahmen sowie die heutige Problematik eines Urvolkes mit Tradition und Nachfolge. Vor allem aber überzeugt dieser ebenso realistische wie mystisch-märchenhafte Film mit seinem universellen Thema: Ein junges Mädchen ringt in einer männerdominierten Welt verzweifelt um Liebe, Anerkennung und Selbstbestimmung. Seine herausragende junge Hauptdarstellerin Keisha Castle-Hughes spielt mit großer Authentizität. Als starke, eigenwillige und sehr sensible Pai ist sie die Seele von „Whale Rider“. Mit ihrer Kraft wird die Vision des Films auf bessere Zeiten lebendig. Diesem Mädchen gebürt die Rolle des Paikera!

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Filmtipp: In Liebe, eure Hilde

Worte wie Mut oder Zivilcourage können nicht annähernd erfassen, was die jungen Mitglieder antifaschistischer Widerstandsgruppen wie „Weiße Rose“ oder „Rote Kapelle“ geleistet haben. Abgesehen von den Geschwistern Scholl sind ihre Namen größtenteils in Vergessenheit geraten. Geblieben ist meist bloß noch eine Straßenschildprominenz. Das gilt auch für Hilde Coppi, der Andreas Dresen mit „In Liebe, eure Hilde“ ein Denkmal gesetzt hat.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Klischees, die bis heute wirken

Die MDR-Dokumentation „Es ist kompliziert - Der Osten in den Medien“ prüft die Entstehung des medialen Bilds von Ostdeutschland. Die umfassende Analyse von über 30 Jahren Berichterstattung zeigt, wie entlang von Medien-Stories und Skandalen ein Narrativ vom Osten entstanden ist, das immer wieder aufgegriffen wird und seine Wirkmächtigkeit nicht verloren hat.
mehr »