Olga Benario, ein Leben für die Revolution

Sie war eine ebenso couragierte und leidenschaftliche Revolutionärin wie die weltbekannte Rosa Luxemburg, wurde aber seltsamerweise nach ihrem Tod vergessen: die aus einer wohlhabenden jüdischen Münchner Familie stammende Olga Benario (1908-1942).

Galip Lyitanir setzt der außergewöhnlich starken Aktivistin, die schon im Alter von 19 Jahren tollkühn die Befreiung ihres Lebensgefährten Otto Braun aus dem streng bewachten Moabiter Gefängnis Berlin managte, ein filmisches Denkmal. Als Grundlage für seine akribisch recherchierte Dokumentation dienen diverse lebendige Briefwechsel zwischen Olga, ihrer Familie und ihren Freunden. Wo es stark emotional wird, inszeniert der Deutsch-Türke einige Spielszenen, die jedoch leider etwas dilettantisch und pathetisch geraten sind. – Vielleicht, weil er bislang noch keine Erfahrungen als Regisseur, sondern ausschließlich als Cutter sammeln konnte. Gleichwohl aber ist „Olga Benario – Ein Leben für die Revolution“ ein ergreifendes, aufwühlendes Porträt über eine Idealistin, die sich nicht nur vorbildlich für Arme und Schwache stark macht, sondern sogar in höchster Not auf eigene Privilegien verzichtet.

Olga Benario ist ein frühreifes Wunderkind, aufsässig, neugierig, furchtlos und vielseitig begabt. Sie lernt mühelos viele Sprachen, fliegen, Fallschirmspringen, reiten und schießen, zudem ist sie eine wunderschöne Frau mit glühenden Augen. Schon ihr Vater, ein engagierter Anwalt für Sozialschwache, entfesselt ihre Sympathie für den Kommunismus. Überhaupt verachtet Olga schon früh alles Etablierte und Spießige, insbesondere die Ehe. Ihr emanzipatorisches Denken belastet auch ihre Beziehung zu Otto Braun, die endgültig in die Brüche geht, als er sich in eine andere Frau verliebt. Auch Olga begegnet noch eine zweite große Liebe: Es ist der brasilianische Revolutionär Luiz Carlos Prestes, der zwischen 1925 und 1927 einen Hungermarsch revoltierender Arbeiter durch Brasilien anführte und nach dessen Niederschlagung in Moskau Asyl fand, den sie als Mitarbeiterin der Kommunistischen Internationale in Moskau kennen lernt. Gemeinsam reisen sie über New York nach Brasilien, um dort die Revolution zu entfesseln. Ihre Revolte aber scheitert. Infolge von Verrat werden Olga und Luiz verhaftet, Brasilien liefert die mittlerweile hoch schwangere Rebellin an Nazi-Deutschland aus. Als Jüdin und „Hochverräterin“ landet sie vorerst im Gestapo-Gefängnis in Berlin, wo sie ihre Tochter bekommt. Olgas Schwiegermutter erkämpft sich das Sorgerecht für das Kind und erwirkt Asyl für Olga in Mexiko. Doch der entscheidende Brief aus Mexiko wird abgefangen. Für Olga kommt jede Hilfe zu spät. Sie stirbt mit 34 Jahren in der Gaskammer des Konzentrationslagers Bernburg.

 

Regie und Buch: Galip Iyitanir
Kamera: Ralph Kaechele
Darsteller: Margrit Sartorius, Michael Putschli, Oliver Betke
Dokumentarfilm
92 Minuten, D 2004

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