Bestürzt über Stellenabbau

Allianz – Partner des Presseversorgungswerkes – soll umstrittene Personalpläne überdenken

In einem gemeinsamen Brief wandten sich der Deutsche Journalisten Verband und ver.di an den Vorstandvorsitzender der Allianz Michael Diekmann und drückten ihre „Bestürzung“ über den geplanten massiven Stellenabbau bei der Allianz AG aus. Mit Unverständnis reagierten die Gewerkschaften damit auf die Streichung von insgesamt 7.500 Arbeitsplätzen, da es sich doch bei der Allianz um einen „florierenden Großkonzern“ handelt.

Mit Blick auf die Spitzenposition der Allianz unter den Versicherungsunternehmen des Presseversorgungswerkes heißt es in dem Schreiben: „ Auf Dauer ist es mit unserem gewerkschaftlichen Auftrag wie auch mit den berechtigten Erwartungen und Wünschen unserer Mitglieder nur schwer zu vereinbaren, dass wir im Presseversorgungswerk mit einem Partner aus dem Versicherungsbereich kooperieren, der seine Unternehmensexpansion mit Massenentlassungen flankiert. Andere Versicherungsunternehmen zeigen, dass sie auch ohne Arbeitsplatzvernichtung im großen Maßstab attraktive Renditen für ihre Versicherten erwirtschaften können.“ Die Gewerkschaften fordern die Allianz auf, „ihre umstrittenen Personalpläne zu überdenken“.
ver.di-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong wirft dem Allianz-Vorstandschef „unerträgliche soziale Verantwortungslosigkeit“ vor. Er verweist in einer Pressemitteilung auf die vom Konzern für 2006 angekündigten Gewinne von 5,5 bis sechs Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 4,4 Mrd. Euro. Foullong verlangt ein Eingreifen der Politik. „Angesichts des schamlosen Vorgehens der Allianz“ sei ein gesetzliches Kündigungsverbot für Unternehmen mit hohen Gewinnen angebracht.
In einem Antwortschreiben verwies Vorstandschef Michael Diekmann auf den derzeitigen „schmerzhaften Anpassungsprozess“, den die Versicherungsbranche durchmache. Dabei gelte es, jetzt zu handeln, um „langfristig Arbeitsplätze zu sichern“. Ziel sei es, bei der Umsetzung der Pläne „mit den betroffenen Mitarbeitern, soweit es irgend möglich ist, zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen. Wir haben dazu einen Sozialplan abgeschlossen und nutzen die von Ihnen angesprochene gute wirtschaftliche Situation auch, um unserer Pläne zeitlich gestreckt umzusetzen. Daher werden wir bis mindestens Ende 2007 grundsätzlich keine betriebsbedingten Beendigungskündigungen aussprechen. Darüber hinaus bieten wir faire finanzielle Entschädigungen an, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen wollen.“
Diekmann versicherte, dass die Allianz „so schnell wie möglich mit den Arbeitnehmervertretern über die näheren Details des Übergangs sprechen“ wolle. Dem Presseversorgungswerk und seinen Mitgliedern wolle man auch künftig ein „verlässlicher Partner“ sein.

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