Andreas Bohne: Ein neuer Mann an der Spitze des ver.di-Betriebsverbandes im ZDF
Bislang kannten ihn die ZDFler als Fachmann in Finanzfragen, einige außerdem auch als torgefährlichen Stürmer des ZDF-Fußballteams. Seit einem Jahr ist der ehemalige Referatsleiter der Personalabrechnung freigestelltes Mitglied im ZDF-Personalratsvorstand. Nun steht er auch an der Spitze des ver.di-Betriebsverbandes im ZDF: Andreas Bohne. In dieser neuen Funktion werden ihm die Kenntnisse in Finanzthemen ebenso hilfreich sein wie die Talente auf dem Fußballplatz.
Über das Wahlergebnis hätte sich manches Vorstandsmitglied großer Volksparteien gefreut: Mehr als 90 Prozent Zustimmung gab es für Andreas Bohne von den Wählerinnen und Wählern der mitgliederstärksten Gewerkschaft im ZDF. Die Wahl war nicht nur wegen der anstehenden Organisationswahlen notwendig geworden, sondern auch weil mit Werner Ach der langjährige Vorsitzende aus Altersgründen ausgeschieden ist. Bei den Neuwahlen gelang dabei nicht nur im Amt des Vorsitzenden der Generationenwechsel, auch der neue Vorstand präsentiert sich deutlich verjüngt. Mit seinen 46 Jahren liegt Bohne schon über dem Altersdurchschnitt.
„Ein Nachfolger von Werner Ach kann gar nicht alle Aufgaben 1:1 übernehmen, die der bisherige Vorsitzende mit seinen über Jahrzehnte angesammelten Gewerkschaftserfahrungen in allen ver.di-Ebenen ausgeübt hat”, sagt Andreas Bohne in seiner ersten Sitzung als neu-gewählter Vorsitzender im ZDF-Betriebsverband. „Ich verstehe mich als Team-Player. Die Interessen der Kolleginnen und Kollegen im ZDF kann ver.di am besten dann vertreten, wenn sich alle Vorstandsmitgliedern mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Spezialkenntnissen einbringen. Gewerkschaftsarbeit kann heute keine One-Man-Show sein.” So wundert es nicht, dass der neue Geschäftsführende Vorstand 17 Mitglieder stark ist und die vielfältigen Bereiche der ZDF-Belegschaft widerspiegelt.
Es ist wie im Fußball: nur mit Verteidigern oder Stürmern allein lässt sich kein Spiel gewinnen. Schon gar nicht, wenn der Gegner so übermächtig erscheint, wie im ZDF. Als Arbeitnehmervertreter muss sich ver.di nicht nur mit der Geschäftsleitung auseinandersetzen. Für die größten Probleme sorgen KEF und Politik, die vom Mainzer Sender einen gigantischen Personalabbau verlangt haben und weiter verlangen. „Das ZDF musste deshalb in den vergangenen Jahren bereits mehrere hundert Stellen streichen. Als Gewerkschaft konnten wir nur dafür sorgen, dass das sozial verträglich geschieht”, so Bohne. Deshalb hat ver.di einem Vorruhestandsmodell zugestimmt und bei der Tarifrunde 2013/14 einen Solidaritätsfonds vereinbart, der auch durch einen Gehaltsverzicht gespeist wird. Damit können Kürzungen bei jungen Kolleginnen und Kollegen deutlich geringer ausfallen, als es nach den KEF-Vorgaben notwendig wäre. Die gerechte Verteilung der Lasten und der Schutz der freien Mitarbeiter/-innen als schwächstes Glied in der Arbeitskette ist nur ein Ansatz des neuen ver.di-Vorstands. Denn, dass es überhaupt Kürzungen geben muss, damit will sich Bohne nicht abfinden: „ver.di versucht auf allen Ebenen, der Öffentlichkeit und der Politik deutlich zu machen, dass man für gutes Programm auch gutes Personal braucht. Und die Einschnitte beim ZDF-Personal gehen mittlerweile so tief, dass weitere Kürzungen Auswirkungen auf die Programmqualität und die Erfüllung unseres Programmauftrags haben können.” Und wenn man die Vorschläge der Politik hört, die nach dem neusten KEF-Bericht den Rundfunkbeitrag senken will, dürfe niemand hoffen, dass sich die Situation an dieser Front entspannt.
Mitstreiter gewinnen.
Als Fußballer weiß er aber auch: Wenn der Druck des Gegners groß ist, muss man Möglichkeiten zu kontern nutzen. Genau das will ver.di im ZDF tun. „Wir wollen nicht nur reagieren und Schlimmes verhindern, sondern wir wollen agieren und Verbesserungen für die Kolleginnen und Kollegen im ZDF erreichen”, beschreibt Bohne das zweite große Aufgabenfeld. Gesundheitsschutz, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zeitwertkonten – das sind drei Stichworte auf der ver.di-Agenda. In der Frage von Zeitwertkonten haben die Gewerkschaften bereits die Aufnahme von Tarifverhandlungen gefordert. In den beiden anderen Themen wird ver.di Flagge zeigen. Sobald man den nächsten drohenden Gegenangriff des ZDF abgewehrt hat: „Wenn das ZDF die Aufforderung der KEF zu Verschlechterungen bei der Altersversorgung aufgreift, sind wir als Tarifpartner besonders gefordert”, weiß der neue ver.di-Chef im ZDF. Drohende Verschlechterungen bei der Versorgung lassen sich jedoch nur verhindern, wenn die Mannschaft auf dem Platz energisch dagegen hält und Mitstreiter findet. „Es ist wie beim Fußball: Die Zuschauer im Stadion können ihr Team als zwölften Mann unterstützen – dann kann man auch gegen einen starken Gegner bestehen.” Für die Gewerkschaft heißt das: ver.di braucht neue Mitglieder. Und auch bei der Mitgliederwerbung hat sich der neue Vorsitzende viel vorgenommen. Da wird er ein starkes Team gut gebrauchen können.