„Kunst – Wert – Kultur“ – eine überfällige Diskussion
Es schien griffig, das Thema: „Kunst – Wert – Kultur“. Ein Spannungsverhältnis? Eine lange überfällige Diskussion in der großen ver.di-Gewerkschaft?
Sein Schillern offenbarte sich in der Diskussion erst allmählich, bei näherem Betrachten aus verschiedenen Blickwinkeln, die eingebracht wurden von Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, den Kunst-Fachgruppenvorsitzenden und Delegierten. Theo Geißler, Herausgeber von „politik und kultur“ wie auch der neuen Musikzeitung „nmz“ schlug in der Moderation einen weiten Bogen, so dass sich kein Anlass bot zu zögerndem Nachdenken, und der alarmierende Kulturabbau durch fehlende Gelder ebenso verdeutlicht wurde, wie die Positionsbestimmung von Kultur als ein Programm von Werten, Normen und Verhaltensweisen, dass das Zusammenleben von uns allen sichert. Dieses Programm, bezeichnet als kulturelle Identität, gehört zu den wichtigen Aufgaben einer Gewerkschaft und muss in seiner Ausformung von dieser deutlich gemacht werden.
Kultur hat Konjunktur. Und das in fast allen Diskursen von Politik und Wissenschaft bis hin zur Ökonomie. Das verführt, im Ton der Geläufigkeit darüber zu plaudern. Dem widerstanden die Diskussionspartner und mahnten das Leitungsgremium von ver.di an, in allen Bereichen, in denen es um Sinn-, Wert- und Wirklichkeitsfragen geht, die entwicklungsbedingten wie die gesellschaftlichen Handlungsspielräume auszureizen und voranzutreiben. Usa Beer grub nach der Tragfähigkeit des Fundamentes Kunst, um für die anwesenden Zuhörer ihre geistigen, ideologischen, geschichtlichen, vielleicht auch mythologischen Wurzeln freizulegen. Olaf Zimmermann nahm Bezug auf die im Podium am sächsischen Beispiel festgemachte bestürzende Talfahrt der Länder- und Kommunalfinanzen und berichtete, dass der Bundesfinanzminister auf massiven Druck der kommunalen Spitzenverbände noch in dieser Legislaturperiode eine Kommission einsetzen wird zur Vorbereitung einer Gemeindefinanzreform. Trotzdem blieb die Hoffnung, dass Kunst und Kultur nicht zu etwas Zweitrangigem abqualifiziert werden, dem man sich dann wieder widmet, wenn ökonomische Probleme gelöst sind.
Um dieser Hoffnung einen realen Hintergrund zu geben, versprach der Initiator dieses Forums, der im Fachbereich 8 zuständige Abteilungsleiter für Kunst und Kultur, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, in den politischen und gesellschaftlichen Raum hineinzuwirken, damit zwischen Gewerkschaft und den in ihr Organisierten ein Spannungsverhältnis von anderer Qualität entstehen kann. Kein Spannungsverhältnis im negativen Wortsinn, sondern ein „spannendes Verhältnis“.