Leiharbeit gleichstellen

Die drei Fachgruppen Druckindustrie und Zeitungsverlage, Papier- und Kunststoffverarbeitung sowie Verlage und Agenturen haben sich während einer gemeinsamen Konferenz am 10. und 11. Februar 2007 zur neuen Fachgruppe Verlage, Druck und Papier zusam­men­geschlossen. Sinn und Zweck der „Fusion“ sind eine Bündelung der gewerkschaftlichen Kräfte in schwierigen Zeiten und kosten­günstigere Strukturen der Gremien.


In der Berliner ver.di-Zentrale vertraten 111 Delegierte 95.000 Gewerkschaftsmitglieder aus den drei bisherigen Fachgruppen. Sie hielten Rückschau auf Erfolge und Misserfolge der zurückliegenden vier Jahre und gaben der neuen Fachgruppe eine ei­gene Geschäftsordnung. Die Konferenz wandte sich in einem Beschluss gegen die Rente mit 67, forderte gleiche Arbeits­be­dingungen für Leiharbeiter und verabschiedete eine Resolution gegen die staatlichen Einschränkungen der Meinungsfrei­heit in der Türkei und eine Solidaritätsadresse an die von dem Dortmunder Zei­tungsverleger Lambert Lensing-Wolff schikanierten KollegInnen (http://schwarz­­buch-lensing-wolff.verdi.de/).
Bundesfachbereichsleiter und ver.di-Vize Frank Werneke hatte zuvor die gesellschafts- und gewerkschaftspolitische Großwetterlage analysiert und als wichtigste Themen den Kampf gegen die Rente mit 67, die unsoziale Gesundheitsreform und die sich zuspitzenden Entwicklungen im sogenannten Niedriglohnsektor (Stichworte: Mindestlohn, Kombilohn) genannt: „Die gewerkschaftlichen Aktionen haben Bewegung in die Politik gebracht. Entscheidend wird aber sein, ob ver.di, die IG Metall und die anderen Gewerkschaften in der nächsten Zeit noch mehr betriebliche Aktivitäten auf die Beine bekommen.“
Es gehe darum, so Werneke, deutlich zu machen, dass „wir für eine Kultur der Solidarität stehen. Ich bin der Meinung, dass das Zurückerobern von zivilem Ungehorsam, auch von politischen Streiks als Instrument der gewerkschaftlichen Auseinandersetzung einer der Wege ist, die wir gehen müssen.“ Es sei gelungen, das Thema des gesetzlichen Mindestlohns so in der öffentlichen Debatte zu platzieren, dass es von der politischen Tages­ordnung nicht mehr zu verdrängen sei.
Zum Geschäftsführenden Bundes­vorstand der neuen Fachgruppe wurden je zwei Vertreter/innen der drei Alt-Fachgruppen gewählt: Karin Wagner, BR-Vorsitzende Märkische Allgemeine in Potsdam, und Holger Artus, BR-Vorsitzender Hamburger Morgenpost (für die Verlage), Robert Josephs, BR-Vorsitzender von DuMont Schauberg in Köln, und Josef Zuber, stellv. BR-Vorsitzender bei C. H. Beck im bayerischen Nördlingen (für die Druck­industrie) so­wie Wolfgang Weinisch aus Heilbronn, GBR-Vorsitzender von Mayr-Melnhof Packaging, und Lothar Hartmann, GBR-Vorsitzender von SCA Packaging in Deutschland (für die Papierverarbeitung). Als Vertreter im Gewerkschaftsrat wurde Ralf Fenske, ehemaliger BR-Vorsitzender des Konzerns um die Stuttgarter Zeitung vorgeschlagen.
Beisitzerinnen und Beisitzer im Bun­desfachgruppenvorstand wurden: Birgit Holz, Monika Ophey und Toni Same (alle NRW), Hans-Jochim Beyer (Baden-Württemberg), Rainer Moeckel und Carmen Naumann (beide Hamburg / Nord), Andreas Meißner (Berlin / Brandenburg), Michaela von Houten und Karl-Heinz Sünderhaft (beide Bayern), Ingrid Eckert und Heinrich Hartmann (beide Hessen), Jürgen Brink und Andreas Kormeier (beide Niedersachen / Bremen) sowie Lothar Junk (Rheinland-Pfalz / Saar).
In seinem Schlusswort betonte Holger Artus für den Geschäftsführenden Bundesvorstand, die neue Formation Verlage, Druck und Papier biete neue Chancen für einen höheren Stellenwert des ehrenamtlichen gewerkschaftlichen Engagements. Erste Bewährungsprobe sei die Tarifrunde 2007.

 
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Schlaffe Tarifangebote bei der ARD

Programmeinschnitte, Sparmaßnahmen und minimale Tarifangebote der ARD. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert die Haltung der Sender und kündigt Proteste an. Im Rahmen der Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe es zwar erste Angebote vom Bayerischen Rundfunk (BR) und vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) gegeben. Die Angebote blieben aber laut ver.di weit hinter den berechtigten Forderungen der Mitglieder zurück. Sie liegen auch weit unter den Tarifabschlüssen anderer Branchen oder dem öffentlichen Dienst.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »