2000 wird das „Jahr der Freien“

Die IG Medien setzte die Debatte über die zukünftige Arbeit und die Organisationsstrukturen in der Europäischen Journalisten-Föderation in Gang.

2000 wird als „Jahr der Freien“ ausgerufen. Dies beschloß das Jahrestreffen der Europäischen Journalisten-Förderation (EJF) Mitte Juni in Brüssel. Eine Vielfalt von Aktionen und Lobby-Kampagnen – koordiniert von der bestehenden europäischen Freien-Expertengruppe – rückt damit in den Mittelpunkt der internationalen Gewerkschaftsarbeit. Das Ziel ist, den Status und die Interessen von freien Journalistinnen und Journalisten europaweit zu stärken.

Während die Internationale Journalisten-Föderation (IJF) auf ihrem Weltkongreß 1998 – wie berichtet – kein Arbeitsprogramm zustande brachte, verabschiedeten die Delegierten von 30 Journalisten-Organisationen aus 21 Ländern ein umfangreiches Arbeitsprogramm der EJF. Weiter intensiviert wird der Kampf um den Erhalt bzw. die Durchsetzung der Urheberrechte – insbesondere in den digitalen Netzen. Dafür arbeitet eine spezielle europäische Urheberrechts-Expertengruppe. Weitere zentrale Themen sind unter anderem die Innere Pressefreiheit, die Zugänglichkeit von Informationen, Globalisierung der Medien und der „soziale Dialog“ auf europäischer Ebene.

In diesen Feldern hat die EJF schon im vergangenen Jahr erfolgreiche Lobby-Arbeit geleistet. Schließlich hat die EJF durch die Akkreditierung beim Europäischen Gewerkschaftsbund Mitsprachemöglichkeiten in allen europäischen Institutionen in Brüssel und Straßburg, um dort für die Belange von Journalistinnen und Journalisten zu streiten. Dazu ist eine Menge konzeptionelle Vorbereitungsarbeit notwendig.

Viele mögen es nicht wahrhaben – aber die professionellen und sozialen Rahmenbedingungen auch für die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten werden zunehmend von der europäischen Ebene geprägt. Richtlinien und Urteile der Europäischen Gerichtshöfe werden immer mehr zum Maßstab nationaler Regelungen. Dadurch wird eine Intensivierung der EJF-Arbeit erforderlich.

Expertengruppen

Eine wichtige Funktion spielen dabei Expertengruppen, die dem Lenkungsausschuß der EJF zuarbeiten. Neue Expertengruppen werden zum Rundfunk, zum Tarifvertragsbereich und zu Europäischen Betriebsräten einberufen. Gestärkt wird die Rolle der Expertengruppen in der verabschiedeten revidierten EJF-Satzung, die der IG-Medien-Vertreter Wolfgang Mayer im Lenkungsausschuß der EJF entwarf. „Das Rad neu erfunden“ wurde damit, sprichwörtlich, nicht, eher „Kosmetik“ vorgenommen. Die Diskussion über den Entwurf machte jedoch klar, daß die existierende Satzung grundsätzlicher überarbeitet, und dem gegenwärtigen Umfeld der europäischen Gewerkschaftsarbeit angepaßt werden muß.

Arbeitsauftrag

Die Debatte ist eröffnet – sie wurde zusätzlich angeschoben durch einen Antrag, den der IG-Medien-Delegierte Holger Wenk für den Bundesvorstand der Fachgruppe einbrachte. Der Arbeitsauftrag an den Lenkungsausschuß lautet nun, innerhalb eines Jahres Vorschläge zur künftigen Arbeit, zur Struktur und zum Beitragssystem von EJF und IJF vorzulegen.

Die EJF ist Regionalorganisation der IJF, die Mitarbeit in der EJF setzt die IJF-Mitgliedschaft und zusätzliche Mitgliedsbeiträge für ein eigenes EJF-Budget voraus. Ein Problem: Während bei der EJF das Geld kaum reicht, liegt bei der IJF viel Geld auf der hohen Kante.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Drei Fragen: Zur Deutschen Welle

Bei der Deutschen Welle (DW) arbeiten rund 1.800 festangestellte und 2.000 freie Mitarbeiter*innen in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Belegschaft der DW in Bonn und Berlin am 13.11. zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Denn nach sechs Runden stocken die Verhandlungen. Wir sprachen vor Ort in Berlin mit der ver.di-Sekretärin Kathlen Eggerling.
mehr »

ver.di-Filmpreis für „Im Prinzip Familie“

„Im Prinzip Familie“ von Daniel Abma ist Gewinner des diesjährigen ver.di-Preises für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK.  Der Film erhielt zudem den „film.land.sachsen-Preis“ für Filmkultur im ländlichen Raum sowie den Preis „Gedanken-Aufschluss“, von einer Jury aus Strafgefangenen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Damit gingen an „Im Prinzip Familie“ die meisten Auszeichnungen bei DOK Leipzig 2024.
mehr »

US-Wahlkampf: Absurd, aber sehr real

Der US-Wahlkampf kommt in die heiße Phase. Journalistin und Historikerin Annika Brockschmidt beobachtet seit mehr als einem Jahrzehnt das politische System der USA. In ihren neuen Buch beschreibt sie, wie historische Entwicklungen und Machtkämpfe die republikanische Partei geprägt und radikalisiert haben. Mit M spricht Brockschmidt über die Kommunikationsstrategien der extremen Rechten in den USA und die Wahlberichterstattung.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »