Aktion für Dhondup Wangchen, China

Tibetischer Dokumentarfilmer angeklagt

Zwei Tage vor der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking lud Dhondup Wangchen im vergangenen Sommer ausländische Journalisten in ein Pekinger Hotel ein. Dort zeigte er den von ihm gedrehten Dokumentarfilm „Leaving Fear Behind“.

Zu sehen waren Interviews mit Tibetern, die sich skeptisch über die von China im Vorfeld der Spiele versprochenen größeren Freiheiten für Tibet äußern, ihre Sympathie für den Dalai Lama kundtun und die chinesischen Behörden kritisieren. Die Filmvorführung im Hotel wurde von der Polizei unterbrochen und gestoppt.
Jetzt erwartet den tibetischen Dokumentarfilmer in Xining ein Strafverfahren wegen „Anstiftung zum Separatismus“ und „Staatsgefährdung“. Zunächst war ihm „illegaler Journalismus“ zur Last gelegt worden. Da es diesen Straftatbestand aber im chinesischen Recht nicht gibt, wurde die Anklage geändert.
Die Behörden haben zudem seine Pekinger Anwälte gezwungen, die Verteidigung niederzulegen. Begründung: In seinem Fall gehe es um Staatsgeheimnisse – deshalb dürfe nur ein Rechtsbeistand aus der Region den Fall übernehmen. Somit steigt die Gefahr, dass der Prozess nicht fair verlaufen wird. Nach Überzeugung von Amnesty International wird Dhondup Wangchen allein wegen der friedlichen Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung gefangen gehalten.
Dhondup Wangchen befindet sich in der Haftanstalt Nr. 1 der Stadt Xining. Nach seiner Festnahme ist er gefoltert worden. Zudem leidet er an Hepatitis B, erhält jedoch keine medizinische Behandlung. Bis April 2009 wusste seine Familie nicht einmal seinen Aufenthaltsort.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den chinesischen Justizminister und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Dhondup Wangchen, weil dieser nur wegen der Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung festgenommen wurde. Dringen Sie auch auf eine unabhängige Untersuchung der Foltervorwürfe.
Schreiben Sie auf Chinesisch, Englisch oder Deutsch an:
WU Aiying Buzhang
Sifabu, 10 Chaoyangmen Nandajie
Chaoyangqu
Beijingshi 100020
VOLKSREPUBLIK CHINA
Fax: 00 86 – 10 65 29 23 45
Senden Sie eine Kopie an:
Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Canrong Ma
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: (030) 2758 8221
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »