Aktion für Faisal Mohammed Salih, Sudan

Journalist schikaniert und angeklagt

Jeden Tag können sie aufs Neue vor der Tür stehen. So wie es die Mitarbeiter des sudanesischen Geheimdienstes NSS in den vergangenen Wochen immer wieder gemacht haben. Faisal Mohammed Salih, ein im Sudan bekannter Journalist, ist seit Ende April immer wieder festgenommen und verhört worden. Anlass für die Schikane sind offenbar kritische Artikel sowie ein Interview mit dem arabischen Fernsehsender al-Dschasira vom 19. April. Darin ging es um eine Rede von Präsident Omar al-Bashir.


Amnesty International Logo

Wenige Tage nach dem Interview befragten ihn Angehörige des NSS. Offen forderten sie ihn auf, vorsichtiger zu sein, wenn er mit ausländischen Medien spreche. In den nächsten zwei Wochen musste Salih jeden Tag beim Geheimdienst vorstellig werden – befragt wurde er nicht, man ließ ihn einfach sitzen. Daraufhin zog es der Journalist vor, am 8. Mai nicht zu erscheinen. Darauf hatten die Behörden nur gewartet: Angehörige des NSS holten Salih in seinem Haus in der Hauptstadt Khartum ab und sperrten ihn zwölf Stunden lang ohne Kontakt zur Außenwelt ein. Am Abend wurde er wieder freigelassen, erhielt aber die Anweisung, am nächsten Tag wiederzukommen.

Salih widersetzte sich der Anordnung, und auch nach seiner neuerlichen vorübergehenden Festnahme am nächsten Tag weigerte er sich weiter. Die nächste Festnahme folgte ein paar Tage später, und dabei eröffnete ein Staatsanwalt dem Journalisten, dass gegen ihn eine Anklage wegen „Widersetzens gegen eine öffentliche Anordnung „ erhoben worden sei. Es ist nicht die erste Klage, die Salih einschüchtern soll: Er muss sich bereits wegen „Diffamierung“ vor Gericht verteidigen. Hintergrund ist ein Artikel vom März 2011, in dem der Journalist von einer Vergewaltigung durch Mitarbeiter des NSS berichtet hatte.

Die Lage der Medien im Sudan hat sich offenbar als Folge des arabischen Frühlings in den nördlichen Nachbarländern verschlechtert. Amnesty International hat unter anderem Beispiele von Drangsalierungen und Zensur, von willkürlichen Anklagen und Behinderungen des Vertriebs von Presseorganen dokumentiert.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an densudanesischen Präsidenten und fordern Sie, dass alle Anklagen gegen den Journalisten Faisal Mohammed Salih fallengelassen und die Schikanen gegen ihn beendet werden. Erinnern Sie daran, dass sich der Sudan in internationalen Verträgen zur Achtung der Pressefreiheit verpflichtet hat. Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch oder Deutsch an:

 

President
HE Omar Hassan Ahmed al-Bashir
Office of the President
People’s Palace
PO Box 281
Khartoum
SUDAN
E-Mail: info@sudan.gov.sd

Senden Sie eine Kopie an:
BOTSCHAFT DER REPUBLIK SUDAN
S. E. Herrn Baha’aldin Hanafi     Mansour Waheesh
Kurfürstendamm 151
10709 Berlin
Fax: (030) 8940 9693
E-Mail: poststelle@botschaft-sudan.de

Amnesty International Logo

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Europäische Serien werden erfolgreicher

Das Festival Series Mania bietet alljährlich einen internationalen Überblick der kommenden TV-Serienhighlights, wenn rund 5000 Branchenprofis aus 75 Ländern zusammenkommen. Auch in diesem Jahr feierten zahlreiche Produktionen mit ungewöhnliche Themen Premiere. US-Amerikanische Serien waren diesmal kaum vertreten. Das hat politische Gründe.
mehr »

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »

Gleichstellung im Journalismus

Lag vor 10 Jahren der Frauenanteil im Journalismus noch bei knapp über 40 Prozent, sind mittlerweile 44 Prozent der Journalist*innen weiblich. Das hat das Leibniz-Institut für Medienforschung ermittelt. In wenigen Jahren kann man möglicherweise von einem Gleichstand sprechen, was die Anzahl der Journalistinnen betrifft. Doch Frauen verdienen auch in den Medien noch immer weniger als Männer. Politischer und gewerkschaftlicher Druck sind noch immer notwendig.
mehr »

Gewalt gegen Medienschaffende verdoppelt

In der „Nahaufnahme“ dokumentiert Reporter ohne Grenzen (RSF) jedes Jahr Attacken auf Pressevertreter*innen. Für 2024 sind jetzt die Zahlen erschienen. RSF fordert angesichts der Verdopplung von Übergriffen auf Medienschaffende und Medienhäuser von der neuen Bundesregierung entschiedene Unterstützung für die Pressefreiheit.
mehr »