Aktion für Ignace Sossou, Benin

Journalist nach Tweets verurteilt

Twittern kann im westafrikanischen Staat Benin gefährlich sein. Das bekam der Journalist Ignace Sossou zu spüren, der wegen mehrerer Tweets, in denen er den Generalstaatsanwalt des Landes zitiert hatte, für 18 Monate ins Gefängnis soll.

Es war der 18. Dezember 2019, als Generalstaatsanwalt Mario Mètonou auf einer Konferenz der französischen Medienentwicklungsagentur CFI sprach. Was der Journalist Ignace Sossou dort hörte, fand er so bemerkenswert, dass er es auf Twitter weiterverbreitete. Er schrieb, der oberste Vertreter der Anklagebehörde habe das Digitalgesetz Benins als „eine Waffe“ bezeichnet, die gegen Journalist*innen eingesetzt werden könne. Mario Mètonou gefielen die Posts Sossous offenbar nicht. Er behauptete, der Journalist habe seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen – und erstattete Anklage wegen Diffamierung in den Sozialen Medien. Laut Reporter ohne Grenzen gibt es aber ein Protokoll, das beweist, dass Sossou den Staatsanwalt richtig zitiert hat.

Am 20. Dezember wurde Ignace Sossou festgenommen, nur vier Tage später wurde ihm der Prozess gemacht. Er bestätigte, die Tweets abgeschickt zu haben, wies aber die These der Diffamierung zurück. Dennoch wurde er zu 18 Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 300 Euro verurteilt. Sossou hat Rechtsmittel eingelegt und wartet auf seine Berufungsverhandlung. Es ist nicht das erste Mal, dass Sossou juristisch belangt wurde: Im August 2019 verurteilte ein Gericht ihn für seine Recherchen über Vorwürfe der Steuerhinterziehung eines Unternehmers wegen „Falschinformationen“ zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe.

Unter Bezugnahme auf das Digitalgesetz wurden in Benin in den vergangenen zwei Jahren mindestens 17 Journalist*innen und Bloger*innen strafrechtlich verfolgt. Mit seinen vagen Formulierungen ermöglicht das Gesetz die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Staatspräsidenten Benins und fordern Sie die umgehende und bedingungslose Freilassung des Journalisten Ignace Sossou, der lediglich sein Recht auf freie Meinungsäußerung geltend gemacht hat. Plädieren Sie auch für eine Änderung des Digitalgesetzes, damit es die Pressefreiheit nicht länger gefährdet.

Schreiben Sie auf Französisch, Englisch oder Deutsch an:

President

Patrice Talon

Palais de la Marina

Cotonou

BENIN

E-Mail:

patricetalon@hotmail.fr

 

Senden Sie eine Kopie an:

BOTSCHAFT DER REPUBLIK BENIN

I.E. Frau Josseline Louise Marie Da Silva Gbony

Englerallee 23, 14195 Berlin

Fax: (030) 236 31 47 40.

E-Mail: diplo@ambassade-benin.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »