Aktion für Jelena Milaschina, Russland

Offene Drohung gegen Journalistin

Ausgerechnet der Nachrichtendienst des tschetschenischen Innenministeriums verbreitete die Drohung: Auf dem Internet-Portal Grozny Inform erschien am 19. Mai ein Artikel, der eine mögliche Ermordung der Journalistin Jelena Milaschina ankündigte. In dem Text hieß es, dass neun Jahre nach der Ermordung von Anna Politkowskaja nun Jelena Milaschina bald an der Reihe sei, das nächste Opfer zu werden.

Ebenso wie die 2006 ermordete Politkowskaja arbeitet Milaschina für die unabhängige Zeitung Nowaja Gaseta. Als Nachfolgerin Politkowskajas setzt sie die engagierte Berichterstattung über die Lage in der russischen Teilrepublik Tschetschenien fort. Unmittelbar vor den Drohungen gegen sie sorgte ihr Artikel über die Zwangsverheiratung einer 17-Jährigen mit einem 30 Jahre älteren leitenden – und bereits verheirateten – Polizeibeamten für Aufsehen und Empörung. Nach der Veröffentlichung warf der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow der Journalistin öffentlich vor, eine Lügnerin zu sein und sich in die privaten Angelegenheiten von Tschetschenen einzumischen. Danach erschien ein Artikel auf Grozny Inform, in dem behauptet wurde, Milaschina werde vom Westen benutzt, um das Ansehen ihres eigenen Landes zu beschmutzen. Angedeutet wurde auch, dass ausländische Feinde Russlands schon bald ihre Ermordung anordnen würden. Die Nowaja Gaseta verlangt eine Untersuchung, ob der Text des Ministeriums gegen russisches Gesetz verstößt.

Die tschetschenischen Behörden werfen den verbliebenen unabhängigen russischen Medien wie Nowaja Gaseta oder Kommersant seit langem vor, zusammen mit Menschenrechtlern einen Propagandakrieg gegen Tschetschenien und Russland zu führen.

Jelena Milaschina arbeitet seit vielen Jahren zum Thema Tschetschenien und unternimmt regelmäßig Reisen in die Kaukasus-Region. Mehrmals wurde sie bereits wegen ihrer Arbeit bedroht und schikaniert. Am 4. April 2012 wurde sie in Moskau von drei unbekannten Männern angegriffen und mehrmals gegen den Kopf getreten.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den russischen Leiter der Ermittlungsbehörde und fordern Sie ihn auf, wirksame Schutzmaßnahmen für die Journalistin Jelena Milaschina (Elena Milashina) zu ergreifen. Schreiben Sie auf Russisch, Englisch oder Deutsch an:

Aleksandr Ivanovich Bastrykin
Investigative Committee of the Russian Federation
Tekhnicheskii pereulok, dom 2
105005 Moscow
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: 00 7 – 499 265 90 77
Twitter: @sledcom_rf

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:

BOTSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION
S. E. Herrn Vladimir M. Grinin
Unter den Linden 63 – 65
10117 Berlin
Fax: (030) 2299 397
E-Mail: info@russische-botschaft.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »