Aktion für Margarita Patino Rey Sánchez, Peru

Witwe eines peruanischen Journalisten schweigt nicht über die Mörder ihres Mannes – und erhält selbst Drohungen

Fast 13 Jahre hat es gedauert, bis sie endlich offiziell darüber sprechen konnte. Am 12. April dieses Jahres wurde Margarita Patino Rey Sánchez vor der kürzlich ins Leben gerufenen Wahrheits- und Versöhnungskommission angehört. Ihre Aussage ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Unter anderem nannte sie die Namen der Soldaten, die sie für die Mörder ihres Mannes hält. Der freie Journalist Hugo Bust’os Saavedra war 1989 bei einer Recherche zu einem staatlichen Mord in der Provinz Huanta getötet worden. Er hatte sich als Berichterstatter über Menschenrechtsverstöße bei der Armee, aber auch bei bewaffneten Gruppen unbeliebt gemacht. Am Tag nach ihrer Aussage klingelte bei Margarita Patino Rey Sánchez das Telefon. Mehrere Anrufer drohten ihr damit, sie zu töten. Wenige Tage später ein weiterer offensichtlicher Einschüchterungsversuch, um ihr zu zeigen, dass man sich ihr bereits genähert hatte: Ihre Hunde lagen vergiftet vor der Tür.

Erst langsam findet Peru nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Alberto Fujimori die Kraft, die Vergangenheit und dabei vor allem die bewaffneten internen Konflikte unter anderem mit der militanten Gruppe „Leuchtender Pfad“ aufzuarbeiten. Um die schweren Menschenrechtsverletzungen seit Mai 1980 systematisch aufzuarbeiten, wurde die Wahrheits- und Versöhnungskommission geschaffen. Vor diesem Gremium sollen zahlreiche Angehörige und Opfer von Übergriffen aussagen. Es tagte erstmals am 8. April in Ayacucho. Bei der zweiten Anhörung in Huanta trat vier Tage später auch Margarita Patino Rey Sánchez als Zeugin auf. Die Drohungen gegen sie zeigen, dass in Peru die Vergangenheitsbewältigung noch lange nicht beendet ist. Und die Anhörungen machen deutlich, wie wichtig die Wahrheitsfindung für die Tausenden Opfer und ihre Angehörigen ist.

Fordern Sie den peruanischen Innenminister auf, umgehend M. Patino Rey Sánchez zu schützen und die Verantwortlichen für die Morddrohungen vor Gericht zu stellen. Dringen Sie darauf, dass die Morde an Journalisten aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden:

Senor
Fernando Rospigliosi
Ministro del Interior
Plaza 30 de Agosto s/n
San Isidro
Lima 27, PERU
Telefax: 00 51 – 1 – 224 24 13

Schicken Sie eine Kopie an:

Kanzlei der Botschaft der Republik Peru
z. Hd. Geschäftsträger a.i. Hubert Wieland Conroy
Mohrenstraße 42 – 44
10117 Berlin
Telefax: 030 – 206 41 03
E-Mail: eprfa@aol.com

Weitere aktuelle Beiträge

US-Auslandssender kämpft ums Überleben

Von einem „großen Geschenk an Amerikas Feinde“ spricht Stephen Capus, Präsident von Radio Free Europe/Radio Liberty: Die brutalen Kürzungen der Trump-Regierung haben auch den US-Auslandssender mit Sitz in Prag erreicht. RFE/RL wehrt sich mittlerweile vor Gericht. Zugleich machen sich mehrere EU-Länder für eine europäische Finanzierung stark.
mehr »

Ressourcen für Auslandsjournalismus

Der Auslandsjournalismus in Deutschland steckt in der Krise. Die Zahl der Korrespondent*innen nimmt ab, Freie arbeiten unter zunehmend prekären Bedingungen. So geraten ganze Weltregionen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Journalist*innen plädieren darum für eine andere Form der Finanzierung. Die gute Nachricht: Das Interesse des deutschen Publikums ist da. Dass die Menschen wissen wollen, was in anderen Ländern los ist, beweist nicht zuletzt das ARD-ZDF-Jugendangebot Funk.
mehr »

Türkei: Kurdische Journalisten in Gefahr

Nach Angaben der in Istanbul ansässigen Media and Law Studies Association (MLSA) standen zwischen dem 4. und 7. März mindestens 21 Journalisten vor türkischen Gerichten. Diese Zahl mag für deutsche Leser*innen schockierend sein, in der Türkei sind diese Ausmaße juristischer Verfolgung von Journalist*innen leider alltäglich. Unter dem Ein-Mann-Regime von Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht es mit der Meinungs- und Pressefreiheit im Land immer düsterer aus. Auch die jüngsten Daten der Journalistenvereinigung Dicle Fırat (DFG) zeigen deutlich, dass der Druck auf Journalisten wächst.
mehr »

Beschwerde gegen BND-Gesetz

Reporter ohne Grenzen (RSF) und die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) reichen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Beschwerde gegen das Gesetz über den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz) ein. Damit reagieren die Organisationen auf ungenügende Reformen des Gesetzes, das den Schutz von Medienschaffenden nicht ausreichend berücksichtigt. RSF und GFF erwarten sich von der Entscheidung ein Grundsatzurteil, das nicht nur Auswirkungen auf die Rechtslage in Deutschland haben wird, sondern auch Strahlkraft in die anderen Mitgliedstaaten des Europarates.
mehr »