Aktion für Narzullo Akhunzhonov, Usbekistan

Usbekischem Journalisten droht Abschiebung aus der Ukraine

Im September entschloss sich der usbekische Journalist Narzullo Akhunzhonov zum zweiten Mal zur Flucht. In Usbekistan drohten ihm als kritischem Journalisten Haft und Folter. In der türkischen Metropole Istanbul, wo er seit 2013 lebte, wurde er nach eigenem Bekunden vom usbekischen Geheimdienst SNB überwacht. In früheren Artikeln war er Foltervorwürfen gegen Angehörige des SNB nachgegangen. Im Zusammenhang mit seinen Recherchen erhielt in Istanbul Morddrohungen und entschied, zusammen mit seiner Frau und den fünf Kindern in die Ukraine zu flüchten.

Als er am 20. September in Kiew ankam, wurde Narzullo Akhunz­honov gleich am Flughafen festgenommen. Im Gewahrsam erfuhr er, dass die usbekischen Behörden eine sogenannte „Red Notice“ beantragt hatten und ihn per Interpol suchten. Zur Begründung gaben sie einen Betrugsfall von 2009 an. Narzullo Akhunzhonov weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als konstruiert zurück. Die usbekischen Behörden sind in der Vergangenheit immer wieder mit politisch motivierten Beschuldigungen und der Beantragung einer „Red Notice“ gegen unliebsame Kritiker und Journalisten, die im Ausland leben, vorgegangen.

Narzullo Akhunzhonov wurde in der Ukraine in Untersuchungshaft genommen. Im Falle einer Abschiebung drohen ihm in Usbekistan Haft ohne Kontakt zur Außenwelt sowie Folter und Misshandlung. Ein faires Verfahren ist für Andersdenkende im autoritär regierten Usbekistan undenkbar. Unabhängige Journalisten und Regierungskritiker werden dort systematisch eingeschüchtert, Opfer von Verleumdungskampagnen, festgenommen und geschlagen.

Die Ukraine ist nach internationalem Recht verpflichtet, eine Abschiebung in ein Land zu verhindern, wenn dem Betroffenen bei der Rückkehr Folter oder Misshandlungen drohen. Zurzeit ist unklar, ob die Ukraine Narzullo Akhunzhonov ausliefern will oder nicht.

 

 

 

 

Weitere aktuelle Beiträge

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »