Aktion für Rachim Esenow

Turkmenischer Journalist geriet wegen einer Buchveröffentlichung unter Druck

Den turkmenischen Verlagshäusern ist es seit zehn Jahren verboten, den Roman „Wensenosy Skitalets“ zu verbreiten. Dem Autor, dem 78-jährigen Journalisten Rachim Esenow, gelang es aber 2003, das Buch in Moskau zu veröffentlichen.

Nachdem 800 Ausgaben des historischen Romans an Esenow geliefert wurden, durchsuchten Beamte des Nationalen Sicherheitsministeriums am 23. Februar seine Wohnung und nahmen ihn fest. Die Bücher wurden beschlagnahmt. Esenow wurde des Schmuggels beschuldigt. Auch sein Schwiegersohn Igor Kaprielow und ein Freund, der Journalist Aschirkuli Bayrijew, wurden – offenbar ebenfalls im Zusammenhang mit den Büchern – festgenommen. Ebenso wie Esenow arbeitet auch Bayrijew unter anderem für den turkmenisch-sprachigen Dienst des Rundfunksenders „Radio Free Europe/Radio Liberty“.

Beim Verhör wurde Esenow nach Partnern und Finanzgebern seines Buches gefragt. Dabei erlitt er einen Schlaganfall und musste in ein Krankenhaus verlegt werden. Am 2. März wurde er wegen „Aufrufs zu sozialem, nationalem und religiösem Hass“ angeklagt. Wenige Tage später ließ man ihn unter der Bedingung, das Land nicht zu verlassen, frei. Aschirkuli Bayrijew kam ebenfalls auf freien Fuß. Bis heute blieb unklar, was ihm konkret vorgeworfen wird. Beide führen ihre Festnahme auch auf die Arbeit für den von den USA gestützten Sender „Radio Free Europe/Radio Liberty“ zurück, der den turkmenischen Machthabern ein Dorn im Auge ist. Igor Kaprielow war bei Redaktionsschluss noch immer im Gefängnis.

Rachim Esenows Roman „Wensenosy Skitalets“ spielt im Reich der Mogule im 16. Jahrhundert und dreht sich um den Dichter und Armeegeneral Bayram Tschan, der den Zerfall des Reiches verhinderte. Turkmenistans Präsident Nijasow hatte das Buch schon 1997 öffentlich kritisiert und dem Autoren „historische Fehler“ unterstellt. Doch Esenow weigerte sich, die vom Staatschef geforderten „Korrekturen“ vorzunehmen. Die Meinungs- und Pressefreiheit wird in Turkmenistan seit Jahren systematisch verletzt. Die Behörden kontrollieren alle Medien in rigider Weise.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den turkmenischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, alle Repressionen gegen Rachim Esenow und Aschirkuli Bayrijew zu beenden sowie Igor Kaprielow aus der Haft zu entlassen. Dringen Sie auch darauf, dass die Pressefreiheit in Turkmenistan künftig garantiert wird.

Schreiben Sie an:
Saparmurad Atajewitsch Nijasow
744000 g. Aschgabat
Apparat Prezidenta
Prezidentu Turkmenistana Nijasovu S.A.
TURKMENISTAN

Telefax: 00 993 – 12 – 355 112
E-Mail:

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Kanzlei der Botschaft von Turkmenistan
S.E. Herrn Berdymurat Redjepow
Langobardenallee 14
14052 Berlin
Fax: 030 – 30 10 24 53

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »