Aktion für Víctor Manuel Ulín Hernández, Mexiko

Entführung und Scheinhinrichtung

Dass kritische Journalisten in Mexiko gefährlich leben, weiß natürlich auch Víctor Manuel Ulín Hernández. Doch was ihm am Abend des 1. November passierte, hätte selbst er sich in seinen düstersten Phantasien kaum ausmalen können. Als er nämlich am Haus seiner Familie in Villahermosa im Südosten Mexikos eintraf, wurde er von zwei bewaffneten Männern ergriffen.

Diese zwangen ihn, in ein Fahrzeug einzusteigen und fuhren los. Sie beschimpften und schlugen den Journalisten, bedrohten ihn mit einer Waffe und kündigten an, ihn zu ermorden. Erst nach zwei endlosen Stunden wurde Ulín Hernández 20 Kilometer entfernt freigelassen.

Víctor Manuel Ulín Hernández geht davon aus, dass die Entführung die Antwort auf seine Arbeit bei der Zeitung „Verdad del Sureste“ im Bundesstaat Tabasco ist. Offenbar soll er davon abgehalten werden, seine journalistische Tätigkeit wie bisher fortzusetzen. Kurz vor dem Überfall hatte er einen Bericht veröffentlicht, in dem er sich kritisch über die Rolle eines Angehörigen der Regierung des Bundesstaates bei der Organisation einer Studentenvertretung geäußert hatte. Auch vorher war der Redakteur wegen seiner investigativen Recherchen den Behörden als unbequem aufgefallen.

Es ist zu befürchten, dass Ulín Hernández und seine Familie in Gefahr sind, erneut überfallen zu werden. Mehrmals bereits wurden in der Nähe seines Wohnhauses Männer gesehen, die sich betont auffällig für sein Leben interessierten. Journalisten, die über Korruptionsfälle bei den lokalen Behörden sowie über das organisierte Verbrechen berichten, sind häufig in großer Gefahr. In Mexiko sind im vergangenen Jahr mindestens drei Journalisten ermordet worden.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie auf Spanisch, Englisch oder Deutsch an den Gouverneur des Bundesstaates Tabasco und fordern Sie die Behörden auf, den Journalisten Víctor Manuel Ulín Hernández und seine Familie wirksam zu schützen. Dringen Sie auch darauf, dass er seine journalistische Tätigkeit ohne Drohungen und Einschüchterungen fortsetzen kann und dass die für die Entführung und Scheinhinrichtung Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Schreiben Sie an:
Lic. Manuel Andrade Díaz
Gobernador del Estado de Tabasco
Palacio de Gobierno
Lerdo y Saenz
Villahermosa 86009
Estado de Tabasco, MEXIKO
Telefax: 0052-9933 142 612

Senden Sie eine Kopie an:
Kanzlei der Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
S. E. Herrn Jorge Castro-Valle Kuehne
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Telefax: (030) 26 9323 700,
E-Mail:

 


amnesty international
Postfach
53108 Bonn
Tel.: 0228 / 98 37 30
www.amnesty.de

ver.di
Bundesverwaltung
Paula-Thiede- Ufer 156
10179 Berlin
www.verdi.de

Menschen Machen Medien-Redaktion

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Der Schutz muss für alle gelten

Das israelische Militär hat ein Pressezelt im Gazastreifen angegriffen und dabei mehrere Journalisten des Senders Al-Dschasira getötet. Darunter Anas Al-Sharif, den die israelische Regierung als Terroristen bezeichnet. Für die Pressefreiheit ist das eine Katastrophe.
mehr »

Das Schicksal von Toshiko Sasaki

Als am 31. August 1946 das us-amerikanische Magazin „The New Yorker“ an den Zeitungskiosken auslag, verriet das Titelblatt in keinster Weise, welche Geschichte im Heftinneren auf den Leser wartete. Die Vorderseite des Einbands stammte wie so oft von dem New Yorker Künstler Charles E. Martin und zeigte eine friedliche Parklandschaft, in der Menschen spielen, tanzen oder spazierengehen. Drinnen aber entfaltete sich in einer Reportage mit dem Titel „Hiroshima“das  Grauen, das dem Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Japan folgte.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »

Kuba: Pressearbeit in der Krise

Kubas unabhängiger Journalismus steckt in der Krise. Auf der einen Seite sind etliche Berichterstatter*innen ausgewandert, auf der anderen ist der Druck von offizieller Seite hoch. Noch gravierender ist, dass Donald Trump die Organisation US-Aid aufgelöst hat, die etliche Redaktionen auf der Insel, aber auch in Honduras, Nicaragua oder  Guatemala unterstützt hat. Verantwortliche Redakteure suchen nun nach anderen Geldgebern.
mehr »