Amnesty: Aktion für Moataz Wadnan

Jeder Versuch einer regierungskritischen Berichterstattung in Ägypten ist gefährlich: Das bekam zuletzt unter anderem der Journalist Moataz Wadnan zu spüren, nachdem er den ehemaligen Vorsitzenden der Zentralen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hisham Genena, interviewt hatte. Genena hatte den potenziellen Präsidentschaftskandidaten Sami Anan öffentlich unterstützt, der selbst inhaftiert worden war, weil er angekündigt hatte, bei der Wahl gegen Präsident Abdelfatah al-Sisi antreten zu wollen. Nach dem Interview wurden auch Genena und Wadnan in Gewahrsam genommen.

Wie andere Journalisten und Menschenrechtler befindet sich Moataz Wadnan zurzeit im Tora-Gefängnis. Gegen ihn wird wegen der Verbreitung von Falschmeldungen zum Schaden der nationalen Sicherheit sowie wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Gruppierung ermittelt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Seit Jahresbeginn haben die ägyptischen Sicherheitskräfte im Vorfeld der Präsidentschaftswahl Ende März mindestens 13 Journalistinnen und Journalisten festgenommen. Außerdem zensierten die Behörden etwa 500 Webseiten, unter anderem von Medien und Nichtregierungsorganisationen.

Darüber hinaus versuchte die Führung in Kairo, auch die Berichterstattung ausländischer Medien zu unterbinden: Am 20. Februar wurde der britische Journalist Bel Trew festgenommen, der in Ägypten für den Guardian tätig war. Anschließend wurde er abgeschoben. Ein weiteres Beispiel für die versuchte Einschränkung der Berichterstattung ist ein BBC-Beitrag, in dem die Folter in ägyptischen Haftanstalten angeprangert wurde. Nach der Ausstrahlung griffen die ägyptischen Behörden sowohl den Beitrag selbst als auch die BBC scharf an. Außerdem wurde eine der Interviewpartnerinnen, Om Zubida, wegen der „Verbreitung von Fehlinformationen“ festgenommen.

Auch nach der Wahl, bei der Präsident al-Sisi faktisch ohne Gegenkandidat antrat und mit mehr als 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde, sind die inhaftierten Journalisten nicht freigelassen worden.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den stellvertretenden Beauftragten für Menschenrechte in Ägypten und fordern Sie ihn auf, sich für die sofortige und bedingungslose Freilassung des inhaftierten Journalisten Moataz Wadnan einzusetzen, der lediglich seinem Beruf nachgegangen ist. Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch oder Deutsch an:

Stellvertretender Beauftragter für Menschenrechte im Außenministerium
Ahmed Ihab Gamal-Eldin
Ministry of Foreign Affairs
Corniche el-Nile, Cairo
ÄGYPTEN
Fax: 00 202 – 2574 9713
E-Mail: contact.us@mfa.gov.eg
Twitter: @MfaEgypt

Senden Sie eine Kopie an:

Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S. E. Herrn Badr Ahmed Mohamed Abdelatty
Stauffenbergstraße 6-7
10785 Berlin
Fax: (030) 477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ver.di: Deutsche Welle nicht kürzen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die geplante Etat-Senkung bei der Deutschen Welle, mit der eine Schrumpfung des deutschen Auslandssenders einhergehen wird. Stattdessen müsse eine ausreichende Finanzierung durch Bundesmittel gewährleistet werden.
mehr »

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben: „Sie ist auf der WG-Party bei deinen Freund:innen eingeladen. Sie steht neben dir in der Schlange für ‚Einmal Döner, bitte‘." Und sie verschiebt ihren menschenfeindlichen und autoritären Diskurs in die gesellschaftliche Öffentlichkeit, in Kommentarspalten, eigenen Medien oder Gruppenchats.
mehr »

RSF: Exilmedien als Quelle

Sie decken Korruption und Unterdrückung auf, wo ausländische Korrespondent*innen keinen Zugang haben: Exilmedien sorgen dafür, dass zuverlässige Informationen aus geschlossenen Diktaturen weiterhin verfügbar bleiben. In Kooperation mit dem JX Fund stellt Reporter ohne Grenzen (RSF) dar, wie wichtig Exiljournalist*innen in der internationalen Berichterstattung sind.
mehr »

Urheberrecht: ChatGPT-Urteil ist Anfang

Ein Präzedenzfall ist das Urteil im Rechtsstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem KI-Unternehmen OpenAI vom 11. November 2025 sicherlich. Aber abgesehen von einem zu erwartenden längeren Instanzenweg stellt sich auch die Frage, wie sich die gesamte Kreativwirtschaft gegen die ungefragte Nutzung von geistigem Eigentum wehren kann.
mehr »