In Dänemark konkretisieren sich die Sparpläne beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (DR). Im Zusammenhang mit der Finanzierungsumstellung von Gebühren auf Steuern und politisch motivierter Mittelkürzung sollen in den nächsten Jahren bis zu 400 Jobs wegfallen; drei von sechs Fernsehsendern und drei Radiosender sollen eingestellt werden oder nur noch digital zu empfangen sein. Die Europäische Journalistenföderation (EJF) kritisiert den Kahlschlag. Die dju und die Fachgruppe Medien in ver.di solidarisieren sich mit den dänischen Gewerkschaftskolleg_innen.
Die rechtspopulistische Regierung und die Dänische Volkspartei hatten sich darauf verständigt, Danmarks Radio für die kommenden fünf Jahre 20 Prozent der Mittel zu streichen. Wie Dänemarks großer öffentlich-rechtlicher Sender am 18. September bekanntgab, müsse man jährlich 420 Millionen Kronen (56 Mio Euro) einsparen, wenn die Maßnahmen bis 2021 voll greifen sollen. „Das wird schwer, aber wir stellen uns der Aufgabe“, sagte DR-Generaldirektorin Maria Rørbye Rønn, als sie die detaillierten Sparpläne vorstellte. Den größten Einschnitt erfährt demnach die Musiksparte. Auch die Staffeln einiger Fernsehprogramme würden verkürzt, die stündlichen Nachrichtensendungen auf DR2 abgeschafft. Zugleich sollen neue journalistische Magazine starten.
Die Reduzierung des Budgets um ein Fünftel ist Teil der Finanzierungsreform des Rundfunks in Dänemark, mit der die bisherige Rundfunkgebühr abgeschafft wurde und durch Steuern aus dem allgemeinen Haushalt ersetzt werden soll.
Als „Gefahr für die Demokratie“ und „schwarzen Tag für den öffentlichen Rundfunk in Dänemark“ bezeichnete EJF-Präsident Mogens Blicher Bjerregård die Ankündigungen. Öffentlich-rechtliche Medien hätten in vielen europäischen Ländern um ihre Position zu kämpfen. In Anbetracht der globalen Situation sei Medienvielfalt, zu der ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk gehöre, jetzt aber nötiger denn je.
Lars Werge, Vorsitzender der Dänischen Journalistengewerkschaft DJ, zeigt sich besorgt über die Folgen für die Kolleg_innen bei Danmarks Radio. Er kritisierte, dass die Politik sich in bisher nicht gekanntem Ausmaß anmaße zu „definieren, welche Art von Journalismus DR zu liefern hat“. Die verfügte Finanzierungsumstellung mache den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hochgradig abhängig von staatlicher Budgetierung. Offenbar setze man darauf, dass ein schwacher öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Dänemark die privaten Medien stärken werde, doch gebe es „dafür keinerlei Garantien“.
Aktualisierung am 20.09.2018:
Die Vorstände der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union dju und der Fachgruppe Medien in ver.di erklären ihre Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Dänemark, die durch die Umstellung des Finanzierungssystems von Rundfunkbeitrag zu Steuerfinanzierung mit wesentlich weniger Mitteln jetzt viele Beschäftigte und Programme einsparen sollen.
Aktualisierung am 12.10.2018, nachdem bekannt wurde, dass 205 Mitarbeiter_innen von Danmarks Radio bereits ihre Kündigung erhalten haben:
Die Personal- und Betriebsratsvorsitzenden der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands haben bei ihrem Jahrestreffen im September 2018 in Leipzig ihre Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Dänemark erklärt.