FIFA im Abseits

Massive Einschränkungen bei der aktuellen Bildberichterstattung

Die Weltmeisterschaft in Deutschland steht unter dem Motto: „Zu Gast bei Freunden“. Veranstaltet wird das Turnier von der Fédération Internationale de Football As­sociation (FIFA) in Zürich und der Verband macht sich derzeit nicht besonders beliebt. Nach der Absage der Gala von Andre Heller, dem Streit über das ausgeschenkte Bier folgte der Ärger mit den Zeitungsver­legern.

Der Weltverband der Zeitungen (WAN) und die führenden internationalen Nachrichtenagenturen protestierten gegen die massiven Einschränkungen der aktuellen Bildberichterstattung von der Fußball-WM 2006. Erst Anfang Januar hatten die Kontrahenten in Zürich die Einsetzung einer Arbeitsgruppe beschlossen, um die Differenzen zu beseitigen. Bei der Kontroverse geht es um die Nutzung von Bild­material im Internet während der WM. In ihren Akkreditierungsregeln schreibt die FIFA vor, wann und wie viele Fotos online veröffentlicht werden dürfen. Die Meinungsverschiedenheiten waren nicht geklärt, aber die FIFA hatte die Gespräche im Februar abgebrochen.
Der Hauptkonflikt bestand in der ­Berichterstattung im Internet, der für die Tageszeitungen bei diesem Turnier eine ganz besondere Bedeutung hat. Es werden 28 der 64 Partien erst um 21 Uhr angepfiffen, weil spätere Anstoßzeiten dem Fernsehen und den Sponsoren bessere Vermarktungsmöglichkeiten eröffnen. Für die schreibenden Kollegen wird die ausführ­liche Berichterstattung so zu einer kaum lösbaren Aufgabe. Erst recht nicht, wenn Verlängerung und Elfmeterschießen das Spielende weit in die Nacht verlegen. Da ist es besonders wichtig, Bilder und Artikel in den Onlineausgaben der Zeitschrift zu präsentieren.
Zu Anfang hatte die FIFA verlangt, dass erst zwei Stunden nach Abpfiff die ­ersten Bilder ins Netz gestellt werden. Während des Spiels sollte die Veröffent­lichung von Bildern grundsätzlich verboten sein. Maximal fünf Aufnahmen pro Halbzeit und zwei pro Verlängerung einschließlich Elfmeterschiessen sollten gezeigt werden können.
Es geht hier auch um die Grundsatzfrage, ob die Berichterstattung im Netz nur eine Ergänzung zu den Printmedien ist. Die FIFA geht von einem eigenständigen Medium aus und möchte auch dafür Lizenzgebühren verlangen. Die Rechte für den Onlinebereich hat die Firma Infront erworben und sie bietet den Zeitungen „Sublizenzen“ an. Wer also mehr Bilder zeigen will, der muss extra dafür bezahlen. Angeblich verhandeln weltweit 30 Unternehmen über die Rechtevergabe.
Kurz vor Drucklegung erreichte M die Meldung, dass die FIFA die Pläne zur Beschränkung der Bildverwertung während der Fußball-Weltmeisterschaft zurückgezogen hat. Sein Verband unterstütze eine „transparente Informationspolitik“ im Sinne der Pressefreiheit, erklärte FIFA-Präsident Sepp Blatter am 13. März.

 
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