Fördermittel für Exilmedien aus Russland und Belarus

Der russische Investigativjournalist Roman Anin hat das Medienportal IStories gegründet, das zu den geförderten Projekten gehört. Foto: picture alliance/dpa/CTK | Vit Simanek

Der European Fund for Journalism in Exile (JX Fund) hilft gefährdeten Redaktionen dabei, ihre Arbeit im Exil fortzusetzen. Seit seiner Gründung im April dieses Jahres hat das Programm 15 Exilmedien in sieben verschiedenen Ländern unterstützt, nun kommen weitere hinzu: Wie Reporter ohne Grenzen (RSF) mitteilte, wurden in einer neuen Vergaberunde sieben Redaktionen für die Förderung ausgewählt. Es handelt sich um russische und belarussische Medien, unter ihnen zwei investigative Projekte.

Unterstützung gibt es unter anderem für das Belarusian Investigative Center (BIC), das von Polen aus auf Belarussisch, Russisch und Englisch über Korruption in Belarus und Russland berichtet. Die Redaktion war im Sommer vergangenen Jahres nach Polen umgezogen, weil die Mitarbeiter*innen zunehmenden Einschüchterungen, Erpressungen und Festnahmen ausgesetzt gewesen seien, heißt es in einer Mitteilung von RSF.

Zu den geförderten Projekten zählt auch die Plattform IStories, die 2018 von dem russischen Investigativjournalisten Roman Anin gegründet wurde. IStories hat seinen Sitz laut RSF in diesem Monat ins europäische Ausland verlegt. In Russland war sie wegen seiner kritischen Berichterstattung 2021 zum „ausländischen Agenten“ und in diesem Jahr zur „unerwünschten Organisation“ erklärt worden – das Medium hatte sich geweigert, den russischen Zensurgesetzen zu folgen, die nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erlassen worden waren.

Darüber hinaus unterstützt der JX Fund auch Neugründungen und kleinere Medienprojekte, etwa eine Podcast-Reihe mit feministischem Schwerpunkt. Das Geschehen in der Ukraine werde jedoch weiterhin ein zentrales Thema bleiben, hieß es.

Ins Leben gerufen wurde der JX Fund gemeinsam von RSF, der Schöpflin Stiftung und der Rudolf Augstein Stiftung. Ziel ist es, Journalist*innen unmittelbar nach ihrer Flucht unbürokratisch dabei zu helfen, ihre Arbeit im Exil weiterzuführen. Auf diese Weise soll der Aufbau einer vielfältigen Exilmedienlandschaft gefördert werden, die in den Herkunftsländern unterschiedliche Zielgruppen erreicht.

Ein breites Bündnis verschiedener Medien und Organisationen unterstützt den Fonds, darunter die dju in ver.di, Correctiv und das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF).

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

Trump: Angriff auf kritische Medien

Donald Trump hat schon im Wahlkampf angekündigt, US-Medien, von denen er sich kritisiert und angegriffen sieht, auszuschalten, sollte er gewählt werden. Von welchen Möglichkeiten er dabei unter anderem Gebrauch machen kann, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Beitrag aufgeführt. Es zeigt sich: Trumps Drohungen sind alles andere als unrealistisch. Und sein Vorbild für diese sitzt in Europa.
mehr »

US-Wahlkampf: Absurd, aber sehr real

Der US-Wahlkampf kommt in die heiße Phase. Journalistin und Historikerin Annika Brockschmidt beobachtet seit mehr als einem Jahrzehnt das politische System der USA. In ihren neuen Buch beschreibt sie, wie historische Entwicklungen und Machtkämpfe die republikanische Partei geprägt und radikalisiert haben. Mit M spricht Brockschmidt über die Kommunikationsstrategien der extremen Rechten in den USA und die Wahlberichterstattung.
mehr »

Nachrichten gegen Desinformation

Über 800 Medien wie Reuters, die Washington Post, Zeit Online und AFP unterstützten den diesjährigen World News Day, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information, am 28. September gefeiert wird.  „Journalismus ist das Sicherheitsnetz unserer Gesellschaft, sagte David Walmsley, Gründer des Weltnachrichtentages und Chefredakteur der kanadischen Zeitung Globe and Mail. Dieses Sicherheitsnetz hat Risse und hängt fast überall in der Welt am seidenen Faden - und mit ihm alle freien Gesellschaften.
mehr »