JX Fund unterstützt erste Medienprojekte

Presseteams am 5. April in Buschta, nachdem die Stadt etwa 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, von der ukrainischen Armee zurückerobert worden war. Schutzwesten gehören zur Ausstattung der Journalist*innen, die hier Tod und Zerstörung in ungeheurem Ausmaß vorfanden. Foto: Alfred Yaghobzadeh/ABACAPRESS.COM/picture alliance

Der von Reporter ohne Grenzen (RSF), Rudolf Augstein Stiftung und Schöpflin-Stiftung gegründete JX Fund hat offiziell seine Arbeit aufgenommen. Zu den ersten Projekten, die der Europäische Fonds für Journalismus im Exil unterstütze, gehöre die „Nowaja Gaseta Europe“ und zwei weitere Projekte russischer Exil-Medienschaffender. Unmittelbar nach ihrer Flucht vor der immer heftigeren Repression gegenüber den Medien in Russland helfe der JX Fund schnell und flexibel dabei, ihre Arbeit weiterzuführen, informiert RSF in einer Pressemitteilung.

Zunächst richte sich der Fonds an Medienschaffende aus Russland, Belarus und der Ukraine, sei aber international und langfristig angelegt. Er soll unabhängige Medien im europäischen Exil nachhaltig stärken und den Aufbau neuer Redaktionsstrukturen unterstützen.

In den vier Wochen nach der ersten Idee wurde und wird der Fonds von einem breiten Kreis an Expertinnen und Experten unterstützt. Dazu gehören das Recherchezentrum Correctiv, PUBLIX – Haus für Journalismus und Öffentlichkeit, die Medien- und Wissenschaftsplattform dekoder, das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF), die NGO Media in Cooperation and Transition (MiCT), das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung (n-ost), die taz Panter Stiftung sowie das Aktions- und Informationsnetzwerk Dekabristen e.V.

„Der russische Krieg gegen die Ukraine, aber auch die Entwicklungen in Belarus oder in Afghanistan haben offengelegt, was fehlt: schnelle, flexible Unterstützung für Medienschaffende direkt nach ihrer Flucht“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Medien halten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft am Leben. Der Kern unseres Ansatzes ist deshalb, dass die Journalistinnen und Journalisten unmittelbar nach dem Gang ins Exil weiterarbeiten können – denn in Situationen, in denen unabhängige Medien aus dem Land getrieben werden, sind sie so wichtig wie nie zuvor. Dazu braucht es zum einen Soforthilfe und zum anderen strukturelle Unterstützung.“

Die ersten Förderungen des JX Fund kommen drei Projekten russischer Medienschaffender zugute, die für etablierte, unabhängige Medien mit lokalem und überregionalem Fokus in Russland arbeiteten. Die derzeit über sieben Länder verstreuten redaktionellen Teams haben bereits Konzepte für ihre Arbeit im Exil entworfen, deren konkrete Umsetzung und Weiterentwicklung nun vom JX Fund unterstützt werden soll. Ein Pilotprojekt ist die „Nowaja Gaseta Europe“, die beiden anderen werden aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich benannt.

Zusätzlich stehe derzeit auch eine Informationsplattform speziell für geflüchtete Medienschaffende in den Startlöchern. Damit reagiere der JX Fund auf die vielen Nachfragen zu Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Zielländern, informiert RSF.

In der Ukraine sei die Situation eine andere: „Hier sind konkrete Hilfen für Journalistinnen und Journalisten trotz der Kämpfe noch vor Ort möglich. Über das am 12. März in Lwiw eröffnete Zentrum für Pressefreiheit haben RSF und das ukrainische Institut für Masseninformation (IMI) bislang eine dreistellige Zahl an Schutzwesten und Helmen ausgegeben. Internationale und ukrainische Journalistinnen und Reporter können in dem Zentrum arbeiten, Sicherheitsschulungen belegen oder psychologische Unterstützung bekommen. Zudem unterstützt RSF über das Zentrum ukrainische Berichterstattende und Medien mit Geldzahlungen. So können sie ihre Arbeit fortführen, auch wenn ihnen aufgrund des Krieges die finanziellen Grundlagen weggebrochen sind oder sie im Land fliehen mussten“, heißt es weiter.

Neben der Anschubfinanzierung durch die Initiatoren Reporter ohne Grenzen, Rudolf Augstein Stiftung und Schöpflin-Stiftung dankt RSF den ersten Förderinnen und Förderern: der Alfred Toepfer Stiftung, der Deutschen Telekom Stiftung, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der ERSTE-Stiftung, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der Handelsblatt Media Group, ver.di und der ZEIT-Stiftung.

 

 

 

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