Le Monde in der Kritik – Lebenswerk zerstört
Es ist eine unglaubliche Geschichte: Offenbar völlig gedankenlos entsorgten Aufräumer bei Le Monde in Paris das Archiv des Fotografen Daniel Mordzinski. 50.000 Negative und Dias aus 27 Arbeitsjahren verschwanden. Ein unwiederbringlicher Verlust.
Der geborene Argentinier arbeitet seit Jahren für die spanische Zeitung El País als Korrespondent in der französischen Hauptstadt. Im Rahmen einer Kooperation mit Le Monde, konnte er mit weiteren Kollegen Räume in der Pariser Redaktion nutzen. Ohne Vorwarnung und ohne gefragt worden zu sein, wurden diese Zimmer mit den Archivschränken leer geräumt, auch Computer gingen verloren. Offenbar prüfte niemand, was da in den Papierkorb wanderte. Mordzinski ist vor allem wegen seiner Porträts von Schriftstellern aus Spanien und Lateinamerika, darunter einiger Nobelpreisträger, bekannt. In jahrelanger Arbeit waren sehr repräsentative Fotos in verschiedenen Ländern der Welt entstanden.
Die Europäische Journalisten Föderation (EJF) erklärte ihre Solidarität mit dem Fotografen und bot Unterstützung an. Sie appellierte an Le Monde, die Verantwortung für die Archivvernichtung zu übernehmen und Schadenersatz zu leisten.
So ein Schaden sei jedoch nicht wirklich kompensierbar, erklärte Anna Petersen vom dju-Landesvorstand Hamburg. „Die fundamentale Frage ist doch, wie es möglich ist, derartig ignorant mit der Arbeit, in diesem Fall dem Lebenswerk eines Menschen, umzugehen. Es handelt sich nicht nur um den Verlust kulturgeschichtlich wichtiger Dokumente, sondern auch darum, dass dem betroffenen Fotografen dieses Material für zukünftige Projekte, die sehr konkret seine Existenz berühren, nicht mehr zur Verfügung steht.“
Le Monde ließ verlauten, sich um die Aufklärung der Archivzerstörung zu bemühen und über eine Schadensregulierung nachzudenken. Mordzinski will keine Absicht für die „Tat“ unterstellen, spricht eher von „Inkompetenz“ und „Unachtsamkeit“. Mit einem Anwalt an seiner Seite ist er mit Le Monde in Verhandlungen getreten.