Günter-Wallraff-Preis für Alexej Nawalny

Alexej Nawalny im Februar 2022 vor Gericht. Foto: picture alliance/dpa/TASS | Sergei Fadeichev

Der inhaftierte russische Jurist, Publizist und Bürgerrechtler Alexej Nawalny ist mit dem Günter-Wallraff-Preis 2023 ausgezeichnet worden. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis der Initiative Nachrichtenaufklärung würdigt kritischen Journalismus und den Einsatz für Menschrechte. Er wurde im Rahmen des 7. Kölner Forums für Journalismuskritik am 3. Mai verliehen.

Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birgit Wentzien hob in ihrer Laudatio die investigative Arbeit Nawalnys hervor: „Die Veröffentlichungen von Alexej Nawalny und seiner Mitstreiter im ‚Fonds für Korruptionsbekämpfung‘ sind kein Verbrechen, sondern Aufklärung. Diese Veröffentlichungen machen sichtbar, was sich hinter hohen Mauern im ‚System Putin‘ an Korruption und geheimen Reichtümern verbirgt. Aufklären, sichtbar machen, offenlegen, Wissen liefern und Verstehen ermöglichen – das ist Sauerstoff in einem geknechteten Land und das ist Mut!“, so Birgit Wentzien.

Günter Wallraff betonte, für Nawalny sei die weltweite Anteilnahme an seinem Schicksal nicht nur eine Bestärkung. Diese Form der Öffentlichkeit sei womöglich auch eine Lebensversicherung. „Ich finde: Für seinen selbstlosen Einsatz und Opfergang gebührt Alexej Nawalny der Friedensnobelpreis“, so Wallraff.

Georgij Alburow, Mitarbeiter von Nawalny in dessen Stiftung zum Kampf gegen Korruption, nahm die Auszeichnung stellvertretend für den Publizisten entgegen. In seiner Rede verwies er darauf, wie schwer es seit Beginn des Krieges geworden sei, in Russland unabhängige Politik zu machen und zu recherchieren. „Viele unserer Kollegen und Freunde sitzen wegen ihrer persönlichen und politischen Ansichten im Gefängnis, darunter auch der Gründer der Anti-Korruptions-Stiftung, Alexej Nawalny, der derzeit unter den Folterbedingungen eines russischen Gefängnisses gegen Wladimir Putin kämpft. Daher ist die Unterstützung von Menschen, die unsere Arbeit sehen und schätzen, sehr wichtig für uns.“

Zu früheren Preisträgern gehören Julian Assange und der saudische Blogger und Menschenrechtsaktivist Raif Badawi.

Weitere aktuelle Beiträge

G+J verkauft weitere Zeitschriften

Nach dem Verkauf von drei Titeln des Verlagshauses Gruner+Jahr an die Funke-Mediengruppe in Essen fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den Erhalt von Arbeitsplätzen, Tarifbindung und redaktioneller Eigenständigkeit der betroffenen traditionsreichen Magazin-Titel „Brigitte“, „Gala“ und „Eltern“, die vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden die Eigentümerin wechseln sollen; betroffen sind insgesamt etwa 300 Beschäftigte.
mehr »

ÖRR: Rechtsweg unerwünscht

Die Landesregierungen von Bayern und Sachsen-Anhalt erwarten von ARD und ZDF weiterhin, dass sie ihre Verfassungsbeschwerden zum Rundfunkbeitrag zurückziehen. Erst wenn dies passiert, wollen sie den Modellwechsel zur künftigen Festsetzung des Rundfunkbeitrags unterstützen. Das erklärten die Staatskanzleien in München und Magdeburg auf Nachfrage.
mehr »

US-Auslandssender kämpft ums Überleben

Von einem „großen Geschenk an Amerikas Feinde“ spricht Stephen Capus, Präsident von Radio Free Europe/Radio Liberty: Die brutalen Kürzungen der Trump-Regierung haben auch den US-Auslandssender mit Sitz in Prag erreicht. RFE/RL wehrt sich mittlerweile vor Gericht. Zugleich machen sich mehrere EU-Länder für eine europäische Finanzierung stark.
mehr »

Ressourcen für Auslandsjournalismus

Der Auslandsjournalismus in Deutschland steckt in der Krise. Die Zahl der Korrespondent*innen nimmt ab, Freie arbeiten unter zunehmend prekären Bedingungen. So geraten ganze Weltregionen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Journalist*innen plädieren darum für eine andere Form der Finanzierung. Die gute Nachricht: Das Interesse des deutschen Publikums ist da. Dass die Menschen wissen wollen, was in anderen Ländern los ist, beweist nicht zuletzt das ARD-ZDF-Jugendangebot Funk.
mehr »