Hongkong verschärft die Filmzensur

Hongkong

Foto: Antonio Sokic/ Unsplash

Die Kampagne der Strafverfolgungsbehörden gegen die demokratische Opposition in Hongkong trifft Medienschaffende, Künstler*innen und Aktivist*innen gleichermaßen. Am 8. September wurden erneut vier prominente Demokratie-Aktivisten von der Sicherheitspolizei abgeholt. Auch die Filmindustrie in Hongkong befürchtet, dass die chinesische Regierung mit ihrer Zensur die Branche künftig noch stärker kontrollieren und damit auch wirtschaftlich unter Druck setzen könnte.

Ausschlaggebend für die fortschreitende Kontrolle ist ein neuer Gesetzesentwurf, der Behörden die Möglichkeit einräumt, heimischen Filmproduktionen die Vorführgenehmigung zu entziehen, falls sie die nationale Sicherheit gefährden. Betroffene Filmemacher könnten dafür bis zu drei Jahre in Haft gehen.

„Wir sind sehr besorgt“

„Wir sind sehr besorgt“, zitiert das US-Branchenblatt „Variety“ den Vorsitzenden der Federation of Hong Kong Filmmakers, Tenky Tin. Chinas KP lasse nichts unversucht, um ihre Kontrolle über den Kreativsektor auszubauen. „Wir müssen uns nun wohl ernsthaft Gedanken machen, ob wir das Gesetz brechen“, stellt der Experte klar. Der aktuelle Zensurvorstoß bedrohe nicht nur die Vielfalt auf der Kinoleinwand, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft der ganzen Branche: „Das neue Gesetz erhöht das Risiko für Investoren und könnte dazu führen, dass die Finanzierung versiegt.“

„Dieses Gesetz wirft viele Fragen auf“, betont die bekannte Regisseurin und Produzentin Mabel Cheung, die mit dem Hongkonger Drama „Echoes of the Rainbow“ 2010 auch einen beachtlichen internationalen Erfolg erzielen konnte. „Wir hatten bereits mehrere Treffen mit Behördenvertretern, um herauszufinden, was erlaubt ist und was nicht“, schildert Cheung: „Die Regierung war bislang aber nicht in der Lage, uns konkrete Antworten auf unsere Fragen zu geben.“

Minister verspricht klare Regeln

Die Regierung indes versteht die gegenwärtige Aufregung und Existenzangst der Hongkonger Filmschaffenden nicht. Edward Yau, seit 2017 Minister für Handel und wirtschaftliche Entwicklung in der ehemaligen britischen Kolonie, hat kürzlich bekannt gegeben, dass die geplanten neuen Gesetzesentwürfe nur ein ganz normaler Teil des nationalen Sicherheitsgesetzes seien, das im Juli beschlossen wurde und nun eben in allen Bereichen implementiert werden müsse. „Das Gesetz wird auch für den Filmsektor klare Regeln bringen“, verspricht der Politiker.

Weitere aktuelle Beiträge

Digitalabgabe könnte Schieflage ausgleichen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die vom Staatsminister Wolfram Weimer geäußerten Pläne für eine Digitalabgabe, die Big-Tech-Unternehmen mit digitalen Plattformdiensten in Deutschland zu entrichten hätten. Wie unter anderem der Spiegel berichtet, überlegt die Bundesregierung, eine Digitalabgabe einzuführen. Diese könnte Unternehmen wie Google und Meta dazu verpflichten, einen festen Prozentsatz ihrer Werbeeinnahmen abzuführen.
mehr »

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Safer reporting: Schutzkodex auf der re:publica

Das gesellschaftliche Klima ist eines der ganz großen Themen auf der diesjährigen Digitalmesse re:publica in Berlin. Auch Journalist*innen sind zunehmend Hass und Bedrohungen ausgesetzt – bei der Recherche, auf Demos oder in sozialen Medien. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.  Dagegen hilft der Schutzkodex.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »