Journalist in „Dunkelkammer“ inhaftiert

Aktion für Eskinder Negga, Äthiopien

Einige Mithäftlinge fragten am 6. August nach Eskinder Negga. Warum der Journalist verlegt worden sei, wollten sie in der Gerichtsverhandlung wissen, aber der Richter gab keine Begründung. Das Verfahren wurde auf den 4. Oktober vertagt. Bis dahin hat Eskinder Negga keine Möglichkeit, gegen seine Verlegung juristisch vorzugehen.

Amnesty International Logo
Amnesty International Logo

Der 28-jährige Journalist ist vor einigen Wochen ins Karchele-Gefängnis gebracht worden. Dort muss er in einem Trakt wohnen, der als „Alem Bekagn“ (Ende der Welt) bekannt ist. Die Haftbedingungen dort sind extrem: Die Zellen sind klein, feucht und dunkel. Die Gefangenen haben nur eingeschränkten Zugang zu sanitären Anlagen. Besuch von Familienangehörigen dürfen sie nur in Ausnahmefällen empfangen.
Eskinder Negga ist Herausgeber der Zeitung „Satenaw“. Er wurde am 28. November vergangenen Jahres festgenommen, nachdem er an Demonstrationen gegen angebliche Manipulationen bei den Parlamentswahlen im Mai 2005 teilgenommen hatte. Anschließend wurde er – zusammen mit 75 anderen Journalisten, Menschenrechtlern und Oppositionellen – unter anderem wegen „Landesverrats“ und „Anstiftung zur Verschwörung“ vor Gericht gestellt. Die Anklagen gegen die Journalisten richten sich gegen veröffentlichte Artikel, vor allem aber gegen Interviews, in denen Oppositionspolitiker zu Wort kamen, die die Regierung im Wahlkampf kritisierten.
In Äthiopien hat die Verfolgung von Medienschaffenden eine traurige Tradition. So wundert es wenig, dass mehrere der 14 jetzt angeklagten Journalisten schon in der Vergangenheit als politische Gefangene inhaftiert waren.

Was können Sie tun?
Schreiben Sie an den äthiopischen Justizminister und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Journalisten Eskinder Negga. Weisen Sie auch darauf hin, dass die Haftbedingungen in Äthiopien internationale Standards verletzen. Schreiben Sie auf Englisch oder Deutsch an:

Mr Assefa Kesito
Minister of Justice, Ministry of Justice
PO Box 1370, Addis Ababa, ÄTHIOPIEN
Telefax: 00 251 – 11 – 552 08 74
E-Mail: ministry-justice@telecom.net.et

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Kanzlei der Botschaft der
Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien
Boothstraße 20 a, 12207 Berlin
S. E. Herrn Hiruy Amanuel
Telefax: (030) 772 06 24
E-Mail: Emb.ethiopia@t-online.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »