Aktion für Adel Walid Kharsa

Journalist in Foltergefahr


Als der arabische Frühling im März 2011 auch nach Syrien übersprang und 2011 in mehreren Städten des Landes regierungskritische Proteste begannen, entschloss sich Adel Walid Kharsa als freier Journalist zu arbeiten. Schnell geriet er deshalb ins Visier der Machthaber, die mit aller Macht eine unabhängige Berichterstattung über die Demonstrationen und ihre brutale Niederschlagung verhindern wollten. Während der folgenden Monate, in denen sich der Aufstand gegen Präsident Assad ausweitete, wurde Adel Walid Kharsa zweimal festgenommen. Nach mehreren Drohungen war er das erste Mal am 17. August in der Großstadt Hama, einer der Hochburgen der Proteste, aufgegriffen worden. Dort hatte er sich in einem Haus versteckt, weil sich Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten nach seiner journalistischen Arbeit erkundigt und nach ihm gefahndet hatten.

Am 23. Oktober wurde er – nach mehr als zwei Monaten in einem Gefängnis des staatlichen Sicherheitsdienstes in Damaskus ohne Kontakt zur Außenwelt – freigelassen. Doch bereits acht Tage später, am 31. Oktober, hielten Sicherheitskräfte ihn in einem Auto an einem Kontrollpunkt des Militärgeheimdienstes an. Seitdem weiß die Familie nichts über Adel Walid Kharsas Verbleib. Es besteht Anlass zur Sorge, dass er gefoltert wird. Auch der Bruder des Journalisten, Imad Walid Kharsa, ist festgenommen worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Festnahmen gibt, ist unklar, weil die syrischen Behörden keine Auskunft erteilen.

Amnesty International geht davon aus, dass der 25-jährige Journalist Adel Walid Kharsa lediglich wegen der friedlichen Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung festgenommen wurde. Die Menschenrechtsorganisation hat seit Beginn der Proteste im März 2011 eine Verhaftungswelle in Syrien dokumentiert. Diese betraf unter anderem viele Journalisten, Blogger sowie Menschen, die mit Medien zusammengearbeitet haben. Zahllose Menschenrechtler und Journalisten sahen sich seither gezwungen, unterzutauchen. Glaubwürdige Zeugenaussagen belegen, dass in syrischen Haftzentren Folter eingesetzt wird, um von Festgenommenen zu erfahren, ob und wie sie mit internationalen Medien zusammengearbeitet haben.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den syrischen Präsidenten und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Journalisten Adel Walid Kharsa. Schreiben Sie auf Arabisch, Englisch, Französisch oder Deutsch an:

President of State
Bashar al-Assad, Presidential Palace
Al-Rashid Street, Damascus
SYRIEN
Fax: 00 963 – 11 332 3410

Senden Sie eine Kopie an:
Botschaft der Arabischen Republik Syrien
S.E. Herrn Radwan Loutfi
Rauchstraße 25, 10787 Berlin
Fax: (030) 50 17 73 11, E-Mail: info@syrianembassy.de

Weitere aktuelle Beiträge

US-Auslandssender kämpft ums Überleben

Von einem „großen Geschenk an Amerikas Feinde“ spricht Stephen Capus, Präsident von Radio Free Europe/Radio Liberty: Die brutalen Kürzungen der Trump-Regierung haben auch den US-Auslandssender mit Sitz in Prag erreicht. RFE/RL wehrt sich mittlerweile vor Gericht. Zugleich machen sich mehrere EU-Länder für eine europäische Finanzierung stark.
mehr »

Ressourcen für Auslandsjournalismus

Der Auslandsjournalismus in Deutschland steckt in der Krise. Die Zahl der Korrespondent*innen nimmt ab, Freie arbeiten unter zunehmend prekären Bedingungen. So geraten ganze Weltregionen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Journalist*innen plädieren darum für eine andere Form der Finanzierung. Die gute Nachricht: Das Interesse des deutschen Publikums ist da. Dass die Menschen wissen wollen, was in anderen Ländern los ist, beweist nicht zuletzt das ARD-ZDF-Jugendangebot Funk.
mehr »

Türkei: Kurdische Journalisten in Gefahr

Nach Angaben der in Istanbul ansässigen Media and Law Studies Association (MLSA) standen zwischen dem 4. und 7. März mindestens 21 Journalisten vor türkischen Gerichten. Diese Zahl mag für deutsche Leser*innen schockierend sein, in der Türkei sind diese Ausmaße juristischer Verfolgung von Journalist*innen leider alltäglich. Unter dem Ein-Mann-Regime von Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht es mit der Meinungs- und Pressefreiheit im Land immer düsterer aus. Auch die jüngsten Daten der Journalistenvereinigung Dicle Fırat (DFG) zeigen deutlich, dass der Druck auf Journalisten wächst.
mehr »

Beschwerde gegen BND-Gesetz

Reporter ohne Grenzen (RSF) und die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) reichen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Beschwerde gegen das Gesetz über den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz) ein. Damit reagieren die Organisationen auf ungenügende Reformen des Gesetzes, das den Schutz von Medienschaffenden nicht ausreichend berücksichtigt. RSF und GFF erwarten sich von der Entscheidung ein Grundsatzurteil, das nicht nur Auswirkungen auf die Rechtslage in Deutschland haben wird, sondern auch Strahlkraft in die anderen Mitgliedstaaten des Europarates.
mehr »