Journalistinnen und Journalisten ohne Computer

Erste Afrikanische Internationale Pressetage in Hamburg

Das Interesse an den „Ersten Afrikanischen Internationalen Pressetagen“ im April in Hamburg hätte größer sein können: Während rund 50 Kolleginnen und Kollegen vom schwarzen Kontinent angereist waren, fanden neben mehreren Dutzend Lobbyisten und Afrika-Experten nur wenige deutsche Journalistinnen und Journalisten den Weg zum Kongress im Gruner + Jahr Verlagshaus.

„Es ist ein sehr deutsches Problem“, gestand Jürgen Bischoff, Vorsitzender der dju-Hamburg. „Afrika findet in unseren Medien unter fünf Gesichtspunkten statt.“ Berichtet werde nur über Natur- und Hungerkatastrophen, über Krieg und Militärputsche und wenn Redaktionen etwas Exotisches bräuchten. Dabei hätte es sich gelohnt, aus erster Hand zu hören, wie die Arbeits- und politischen Bedingungen der Kollegen sind. So berichtete Tieti Roch dÕAssomption, genannt Freedom Neruda, von 50 Kolleginnen und Kollegen, die seit 1991 im Land Elfenbeinküste vor Gericht gestellt wurden. In vielen afrikanischen Ländern können sich Journalisten wegen ihres schlechten Verdienstes keine Computer leisten. Das Internet nutzen nur wenige. Und auch die Herstellung von Zeitungen ist schwierig: Druckmaschinen befinden sich oftmals im Besitz der staatlichen Machthaber. Kritischen Zeitungen wird der Zugang zu Werbung erschwert oder verweigert.

Rund 100 Journalistinnen und Journalisten wollten nach Hamburg kommen. „Aber die Sponsorengelder reichten nicht aus“, sagt Charles Gnaléko vom Veranstalter „Aktion für die unabhängige Presse in Afrika e.V.“ (A.U.P.A.). Das soll sich in Zukunft ändern. Bis zum nächsten Kongress im Jahr 2002 in Südafrika soll ein Fonds gegründet werden, um „unabhängige JournalistInnen in Afrika wirkungsvoll unterstützen zu können“, sagt Gnaléko. Der Weltverband der Zeitungen, so Anja Pasquay (BDZV), baue gerade ein afrikanisches Presse-Netzwerk auf: „Es soll auch ein Frühwarnsystem sein, wenn in einem Land die Pressefreiheit in Gefahr ist.“


  • Kontakt:
    A.U.P.A. e.V., Postfach 201940, 20209 Hamburg,Tel. 040/42913402, Fax 040/4396011, E-Mail: Walibi@gmx.net

 

Weitere aktuelle Beiträge

Klimawandel in Nahost kaum medial beachtet

Wenn im Sommer die Temperaturen in die Höhe schießen, dann sind auch die deutschen Medien voll von Meldungen über Waldbrände, Belastungen durch die Hitze oder über Wege, wie es sich unter diesen extremen Bedingungen im Alltag leben lässt. Es wäre plausibel anzunehmen, dass über den Klimawandel besonders intensiv auch in jenen Regionen der Welt berichtet wird, die sich am stärksten erwärmen. So wie im Nahen Osten, der ein Hotspot des Klimawandels ist. Dort wurden im August dieses Jahres an zahlreichen Orten Rekordtemperaturen von etwa 50 Grad gemessen.
mehr »

Pseudo-Journalisten als Anstifter zur Hetzjagd

Es brauchte eine durch fremdenfeindliche Fakenews losgetretene Hetzjagd auf Einwanderer in Spanien, um etwas gegen rechtsradikale Agitatoren zu unternehmen, die auch die Arbeit im Parlament sabotieren. Nun kann ihnen die Akkreditierung entzogen werden. Gegen ihre Hetze im Internet wird jedoch nur zaghaft vorgegangen.
mehr »

RSF: In Russland unerwünscht

Das russische Justizministerium hat Reporter ohne Grenzen (RSF) am Donnerstag (14.08.) auf die Liste „unerwünschter Organisationen“ gesetzt. Diese Liste umfasst bereits mehr als 250 Organisationen und soll Russland vor angeblichen Bedrohungen schützen. In Wirklichkeit bietet sie dem Kreml einen Vorwand, unabhängige und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. RSF verurteilt dieses Vorgehen.
mehr »

Der Schutz muss für alle gelten

Das israelische Militär hat ein Pressezelt im Gazastreifen angegriffen und dabei mehrere Journalisten des Senders Al-Dschasira getötet. Darunter Anas Al-Sharif, den die israelische Regierung als Terroristen bezeichnet. Für die Pressefreiheit ist das eine Katastrophe.
mehr »