Klagen gegen Fox

Das Fox News Channel Gebäude in New Yortk City
Foto: Reuters / Eduardo Munoz

Es ächzt im Gebälk von Fox-News, seit Donald Trump dem rechten Nachrichtensender den Rücken kehrte und die Wahlen verlor. Nach dem Absturz auf der Quotenskala steht Fox nun auch noch eine gigantische Schadensersatzklage ins Haus. Nach außen winken die Chefs ab, aber im Sender sei Panik ausgebrochen, berichten US-Medienbeobachter*innen. In der ersten Februarwoche reichte das US-Unternehmen Smartmatic, das Wahlcomputer und Stimmauswertungssysteme herstellt, eine Klageschrift gegen Fox bei einem Gericht in New York ein.

Die Fox Corporation und diverse Einzelpersonen hätten Smartmatic verunglimpft, klagt das Unternehmen. Mit den ständigen Behauptungen auf Fox-News, die Firmenprodukte hätten zu Wahlbetrug geführt und die Präsidentschaftswahlen zuungusten Trumps manipuliert, sei ein Imageschaden entstanden. Die Klageschrift nennt Fox-News-Moderator*innen wie Maria Bartiromo und Lou Dobbs sowie Trump-Anwälte wie Rudolph Giuliani. Laut Anklageschrift habe der mittlerweile entlassene Dobbs unter anderem von einem „cyber-Pearl-Harbour“ gesprochen und behauptet, Smartmatic habe den Wahlsieg Bidens festgelegt. Die Schadensersatzforderung beträgt 2,7 Milliarden Dollar.

Bereits die Januar-Einschaltquoten, gemessen von Nielsen Media Research, hatten bei Fox-Angestellten für Erschütterung gesorgt. Demnach rutschte der „King of Cable“ – der seit 20 Jahren unangefochtene König des Kabelfernsehens – erstmals von seinem Thron und landete nur auf Platz drei hinter CNN und MSNBC. Fox-Größen beteuerten sogleich, der Quotenrückgang sei nichts Neues und nur ein zeitweises Phänomen. Unmittelbar nach Barack Obamas Wahlsiegen in 2008 und 2012 hätten sich ebenfalls Zuschauer*innen von Fox-Nachrichtensendungen abgewandt, seien danach aber, als die „Kritik an Obama“ zur Priorität wurde, wieder zurückgekehrt.

Panik hinter den Kulissen

US-Medienbeobachter*innen sprechen dennoch von einem potentiellen Thronsturz. Vielen Fox-Angestellten sei seit Wochen klar, dass das seit 20 Jahren erfolgreiche Geschäftsmodell durcheinander geraten sei. Das Online-Magazin The Daily Beast zitierte eine namentlich nicht genannte „Ex-Fox-Prominenz“ mit den Worten, „zweifellos sind sie hinter den Kulissen in Panik geraten.“ Fox News bewege sich mangels einer klaren Führungspersönlichkeit oder neuer Ideen, wie Nachrichten und Meinungen aufzubereiten wären, in unsicheren Gewässern, „und das in Verbindung mit dem Aderlass“, für den die rechtsextremen Verschwörungssender NewsMax und One America Network OAN sorgten.

Donald Trump selbst hatte nach den Wahlen am 3. November seinen langjährigen Haussender Fox auf Twitter wiederholt dafür gescholten, dass dort seine Lüge vom Wahlbetrug nicht wiederholt wurde. Trump riet seinen über 80 Millionen Followern, stattdessen NewsMax oder OAN zu abonnieren.

Werbeverluste drohen

Die unangefochtene Nummer eins auf dem Kabelsendermarkt zu sein, hatte Fox jahrelang hohe Werbeeinnahmen garantiert. Millionen von Zuschauern lassen sich von rechten Medienstars wie Tucker Carlson, Laura Ingraham und Sean Hannity berieseln. Firmen, die auf diesen Programmen werben, zahlen dafür Millionensummen. Schließlich verkaufen Kabelnetz-Anbieter wie Verizon oder Comcast eben diesem Publikum Pakete, in denen natürlich auch Fox enthalten ist.

Aber das Modell ist ins Wanken geraten. Denn viele Unternehmen klinkten sich aus den rechten Agitationsprogrammen, die die Quotenbringer waren und die Mär vom Wahlbetrug weiter strickten, aus. Ganz verlassen mochten sie den Sender allerdings nicht. Sie wanderten nur auf andere Sendeplätze, die weniger ideologisch geprägt sind. Dort laufen jetzt die Werbespots von Procter and Gamble, General Motors und Kraft Heinz.

Fox-News driftet weiter nach rechts

Als Trump Fox Millionen von Anhängern abwarb und ihnen NewsMax und OAN empfahl, sah sich Murdoch höchstpersönlich auf den Plan gerufen. Der australische Medienmogul, der im März 90 Jahre alt wird, griff „im höchsten Ausmaß verärgert“, zum Telefon und sorgte für Personal- und Programveränderungen. Doch statt auf eine Aufwertung der Nachrichtensendungen und damit die journalistische Konkurrenz zu CNN und MSNBC zu setzen, verstärkt Fox seine Rechtsaußen-Meinungsstrecken. Der Politikchef und über ein Dutzend führende Angestellte, die Joe Bidens Wahlsieg korrekt bestätigten, erhielten Entlassungsschreiben. Zur prime time um 19 Uhr New Yorker Zeit werden Fox-Zuschauer*innen nicht mehr mit der durchaus respektablen Nachrichtensendung, die von der Journalistin Martha MacCallum moderiert wurde, sondern mit einer Stunde Meinung versorgt. Prominente Trumpanhänger*innen wie Brian Kilmeade und Maria Bartiromo geben dort lange Kommentare ab.

Die Strategie dahinter ist eindeutig. Das Flagschiff des Murdoch-Imperiums will mit allen Mitteln die abgewanderten Rechtsausleger und Millionen von Trumpanhänger*innen und damit die Deutungs- und Meinungshoheit zurückgewinnen. Ob Fox News damit erfolgreich ist, lässt sich nicht voraussagen. Medienunternehmer Murdoch hat in seinem Alter jedenfalls weder die Übersicht noch das Standvermögen, das Ruder wieder herumzureißen. Der Medienexperte Andrew Tyndall bezeichnet Fox als „führungslos“, seit Roger Ailes, der letzte Geschäftsführer, wegen sexueller Belästigungsvorwürfe im Sommer 2016 den Sender verließ. Unter Ailes Regie habe der Sender damals Journalismus und Propaganda vereint, meint Tyndall. Der konservative Umfrageveteran Frank Luntz ist der Meinung, Fox sei seit Jahren „auf dem schmalen Grat zwischen Nachrichtenorganisation und Meinungsmachertum“ gewandelt. Trump habe diesen Grat beseitigt. Auch die Trumpanhänger*innen, die sich meist weiter in ihrer Meinungsblase bewegen, seien für die Trennung und für Information nicht mehr empfänglich.

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