Redaktionsräume durchsucht – Erscheinen blockiert
Gerade erst hatte „Reporter ohne Grenzen“ Ugandas Pressefreiheit als für Afrika bemerkenswert herausgestellt, da passierte der Gau: Am zehnten Oktober stürmten bei Sonnenuntergang 50 Polizisten und Staatsschützer Redaktion und Auslieferung des „Monitors“. Die größte private Tageszeitung in der Hauptstadt Kampala wurde von ihnen für mehrere Tage besetzt.
Tageszeitungen sind die nahezu einzigen Nachrichtenquellen für die vielen Radios im Land, deren Sendungen eine erheblich größere Reichweite haben. Sieben Tage lang durchsuchte die Polizei Redakteure, Schreibtische, PCs, Handyregister und Prozessoren nach Hinweisen auf Informanten, blockierte das Erscheinen und fügte Straßenverkäufern, Angestellten und dem Verlag, dessen Mehrheitsgesellschafter die kenyanische Nation-Group ist, erheblichen Schaden zu. Die Aktion gegen die Zeitung, die sich des öfteren als Sprachrohr der Opposition betätigt, war offenkundig von höchster Stelle angeordnet worden. Der Vorwurf: Die Titelstory vom Morgen enthalte unwahre Behauptungen, unterstütze den Terrorismus und gefährde die nationale Sicherheit. Handwerklich sauber, wie für den „Monitor“ nicht immer üblich, hatte Reporter Frank Nyakairu darin über den vermeintlichen Abschuss eines Kampfhubschraubers durch die separatistische „Lord Resistance Army“ (LRA) und das kategorische Dementi der Regierungsarmee berichtet. Die christlich verbrämte LRA wütet im Norden Ugandas seit 15 Jahren brandschatzend, mit Kindesentführungen und Massenvergewaltigungen gegen die Regierung.
Bis zu sieben Jahre Haft
Ein Armee-Sprecher: „Wir können diese Art der Berichterstattung nicht länger dulden. Das ist psychologischer Terrorismus.“ Eine Rechtfertigung, die seit dem 11.9.2001 allerorts verfängt. Ganz ähnlich hatte sich kurz zuvor Staatspräsident Museveni geäußert. Journalisten-, Menschenrechtsorganisationen und die EU hingegen sehen in der Aktion einen Akt unverhältnismäßiger Repression und Einschüchterung von Kritikern des Armeeeinsatzes im Norden. Neben dem Reporter stehen derzeit auch Herausgeber und Nachrichtenchef des Blatts in Kampala wegen der Geschichte vor Gericht. Bei einer Verurteilung drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Protestschreiben an:
Department of Information
President’s Office, Lugard Road, Nakasero, P.O.Box 7142, Kampala
E-Mail:ugabro@infocom.co.ug