Menassat.com

Plattform für freie Federn in der arabischen Welt

In der arabischen Welt sind Verbote die effizienteste Methode der Werbung. Das durfte auch die neu gegründete Website Menassat. com erleben. Nach wenigen Wochen im Netz, wurde sie in Syrien auf den Index gesetzt.

Menassat.com gab ihren Nutzern Tipps wie die Sperrung von Facebook in Syrien zu umgehen ist. Die Zensoren in Damaskus meinten das nicht hinnehmen zu können. Die englisch-arabische Website berichtet über Medien und Medienpolitik in der arabischen Welt. Sie versteht sich als Plattform, auf der sich Journalisten frei äußern können. Das ist auch die Bedeutung des arabischen Wortes Menassat. Neben Nachrichten aus der arabischen Medienwelt, schreiben Korrespondenten von Marokko bis Saudi Arabien über Journalistenmorde im Irak, über die Folgen eines Hamas-kritischen Cartoons in Gaza oder über die jüngsten Pläne der arabischen Informationsminister, Satellitensender in ein Korsett von Regeln einzuzwängen. In übersichtlichen Dossiers mit zahlreichen weiterführenden Links kann man sich einen aktuellen Überblick über die Situation der Medien in den Mitgliedsländern der Arabischen Liga verschaffen.
Rita Barotta, Redakteurin von Menassat, sitzt in ihrem Büro in einem modernen Hochhaus in der libanesischen Hauptstadt. Das Gebäude liegt an der ehemaligen Grünen Linie. Während des Bürgerkrieges verlief hier die Grenze zwischen Ost- und Westbeirut. Der Standort Beirut sei bewusst gewählt, nicht nur wegen der vergleichsweise vielfältigen und liberalen Presselandschaft, sondern auch um mitten drin in der arabischen Welt zu sein, erklärt die junge Redakteurin. Denn das Informationsangebot über Medien ist nur ein Standbein von Menassat.com. Eine ebenso wichtige Aufgabe ist die Weiterbildung von Journalisten vor Ort. Politische und religiöse Tabus seien nur ein Teil der Probleme der arabischen Journalisten und Medien, meint Barotta. Ein weiteres Problem seien geringe Professionalität und mangelndes Wissen über Medienethik und Medienrecht. So bietet Menassat.com in diesem Jahr für Journalisten aus Marokko, den Golfländern oder Ägypten Kurse in journalistischer Recherche oder in differenzierter Berichterstattung über politische Konflikte.
Menassat.com versteht sich als Teil eines Netzwerkes von arabischen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, die sich für Meinungs- und Pressefreiheit engagieren. Partner ist etwa das Zentrum zur Verteidigung der Freiheit der Journalisten CDFJ in Amman. Die Initiative zur Gründung der Website kam von Free Voice, einer holländischen Organisation, die seit Mitte der 80er Jahre unabhängige Medien in Afrika, Latein Amerika, Asien, Osteuropa und dem Nahen Osten unterstützt. Finanziert wird die Website vom Außenministerium in Den Haag. Mitverantwortlich ist allerdings auch ein arabischer Partner, die Arabe Image Foundation. Die Stiftung hat sich dem fotographischen Erbe in der arabischen Welt verschrieben. So kann man Fotographien aus verschiedenen Jahrzehnten auf der Site anschauen. Leider fehlen aussagekräftige Bildunterschriften.

 
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Zeichnen heißt Leben: Safaa Odah

Im politisch aufgeladenen Kontext des Gaza-Krieges ist die Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt. Umso bemerkenswerter sind die Versuche von Autor*innen, den Fokus mit journalistischen Mitteln auf das Leid der Menschen zu lenken. Neben dem Westjordanland zeichnen auch in Gaza Künstler*innen Cartoons und Karikaturen gegen den Krieg. Zum Beispiel die junge Zeichnerin Safaa Odah. Martin Gerner hat sie online getroffen.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »