Radioprojekt im Norden Malis sendet weiter

Radiohörer in Mali Foto: Cheik Fadel

Seit Wochen durchlebt Cheik Fadel ein Wechselbad der Gefühle: Der Leiter eines von der dju Mittelfranken unterstützten Radioprojekts in der Region Nara im Norden Malis wollte schon aufgeben. Aber das Engagement gegen den Terror lässt eine Kapitulation vor dem Geldmangel nicht zu. Es wird weiter gesendet – aktuelle Themen sind die jüngsten Terroranschläge in Brüssel und in Malis Hauptstadt Bamako. Die dju Mittelfranken ruft zu Spenden auf.

Cheik Fadel, Leiter des Radioprojekts in der Region Nara im Norden Malis
Cheik Fadel, Leiter des Radioprojekts in der Region Nara im Norden Malis

Zwei zentrale Themen hat sich das Projekt gesetzt. Es wendet sich gegen Intoleranz und Gewalt. In den Beiträgen wird daran erinnert, dass die Menschen in Mali lange Zeit über Religionsgrenzen hinweg friedlich miteinander gelebt haben. Dies könne und müsse wieder möglich werden.
Die Beiträge warnen aber auch vor der Flucht über das Mittelmeer. Anstatt sich auf einem langen Weg nach Europa in tödliche Gefahr zu begeben, sollten die Menschen versuchen, sich zuhause eine Existenz aufzubauen. Tatsächlich hatte das Projekt rasch Erfolg. Das Radio ist das in Mali verbreiteste und beliebteste Medium. Schon bald nach dem Start Mitte vergangenen Jahres ließen sich zwei Dutzend junge Männer davon überzeugen, die Angebote von Schleppern zurückzuweisen. Sie bauen Tomaten und anderes Gemüse an.

Stärke des Projektes ist, dass die Sprache der Menschen gesprochen wird – Maure und Bambara. Die Amtssprache Französisch ist vor Ort nicht allgemein verbreitet.
Die Schwäche des Projektes ist das fehlende Geld. Die dju Mittelfranken hatte über betterplace.org zu Spenden aufgerufen und bisher tatsächlich 1200 Euro eingesammelt. Das reichte für einen guten Start und zu Reisen Fadels zum Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Malis Hauptstadt Bamako. Deren Vertreterin Katja Müller zeigte sich sehr angetan vom Konzept der Sendungen. Vor allem auch das Werben um Toleranz fand Anklang. Sie versicherte, die Radiospots dem FES-Partner West Africa Network for Peacebuilding (WANEP), zu empfehlen. Bei dieser Organisation wird Entwicklungshilfe-Geld aus Schweden, Norwegen, Finnland, Österreich, USA usw. gebündelt.

Endgültig geschafft schien der Übergang vom Crowdfunding-Projekt zum nachhaltigen Informations-Angebot nach einem Gesprächstermin bei Minusma. Der zuständige Mitarbeiter der Friedensmission der Vereinten Nationen in der Stadt Gao, für die auch 40 Soldaten der Bundeswehr im Einsatz sind, sagte einen Zuschuss von 2000 Euro zu. Kurz darauf wurde er wegen Korruptionsvorwürfen ausgetauscht. Seitdem ist ungewiss ob, in welchem Umfang und wann die zugsagten UN-Gelder für das Radio-Projekt fließen.
Um die Ungewissheit ein Stück weit zu überwinden, ruft die dju Mittelfranken erneut zu Spenden auf. Zuwendungen über betterplace.org sind nicht steuerabzugsfähig. Aber daran muss es nicht scheitern. Zumal wie immer beim Crowdfunding auch viele kleine Beträge ein große Hilfe bewirken können.

Zur Spendenseite

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »

Fußball-EM: Eine Halbzeitbilanz

Spätestens seit dem Gruppensieg der deutschen Nationalelf wechselte die Stimmung im Lande von Skepsis zu Optimismus. Ausgedrückt in Zahlen: Vor dem Start des Turniers trauten gerade mal sieben Prozent der Mannschaft den Titelgewinn zu, nach drei Partien stieg dieser Wert auf 36 Prozent. Entsprechend wuchs auch das Interesse an den TV-Übertragungen.
mehr »

N-Ost: Alles ist europäisch

Vor fast 20 Jahren wurde N-Ost als Korrespondentennetzwerk für Berichterstattung und Expertise über Osteuropa gegründet. Mittlerweile versteht sich N-Ost als Medien-NGO, die sich für die europaweite Zusammenarbeit zwischen Journalist*innen einsetzt. Zum Netzwerk, das seinen Sitz in Berlin hat, gehören nach eigenen Angaben mehr als 500 Journalist*innen und Medien aus ganz Europa. Einen wesentlichen Schwerpunkt bildet die Berichterstattung aus der Ukraine.
mehr »

Das Internet als Nachrichtenquelle

„Das Internet stellt erstmals die wichtigste Nachrichtenquelle der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland dar“. So der aktuelle Reuters Institute Digital News Report 2024.  Er liefert interessante Befunde für die journalistische Arbeit – etwa zu Nachrichtenvermeidung, Medienvertrauen und Erwartungen an Nachrichtengestaltung in Zeiten zunehmender Internetnutzung.
mehr »