Schweizer Verleger kündigen Vertrag mit fadenscheiniger Begründung

Der Verband Schweizer Presse (VSP) hat den Gesamtarbeitsvertrag 2000 für Journalist und das technische Redaktionspersonal unter Einhaltung der 12-monatigen Kündigungsfrist gekündigt. Der Vertrag wirkt demzufolge noch bis Juli 2004. Als Begründung wurden Terminprobleme bei den laufenden Verhandlungen vorgeschoben.

Der Schweizer Verband der Journalisten (SVJ) würde „auf Zeit spielen“, hieß es aus Verlegerkreisen. Ob diese „fadenscheinige Begründung“ nach altrömischem Motto einen Keil zwischen die Sozialpartner treiben sollte, könne nur vermutet werden. Habe doch das SVJ-Sekretariat nach Absprache mit comedia und im Namen beider Arbeitnehmer-Organisationen auf die Terminvorschläge des VSP, die ungünstigerweise in die Sommerpause gelegt worden seien, reagiert und Gegenvorschläge unterbreitet, heißt es in einem Kommuniquè von comedia. Das Vorgehen des VSP zeuge davon, wie unerfahren die eingesetzte Verhandlungsdelegation unter der Leitung von Südostschweiz-Verleger Hanspeter Lebrument sei. In Einzelgesprächen ließen Verlagsvertretern erkennen, dass sie mit dem GAV gut hätten weiter leben können. Was der Verlegerverband am derzeitigen Vertrag kritisiert, sei den Sozialpartnern nie mitgeteilt worden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten würde man meinen, die Verleger hätten anderes zu tun, als die gesamte Branche mit Auseinandersetzungen über die Arbeitsbedingungen in Unruhe zu versetzen. comedia und SVJ werden sich in den nun anstehenden Verhandlungen jedenfalls mit allen Mitteln für die Beibehaltung der branchenüblichen Standards einsetzen, versichert comedia-Sekretär Serge Gnos.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Immerhin gibt es Presse

Der Iran gehört zu den repressivsten Ländern weltweit für Journalist*innen. Hunderte wurden strafverfolgt, inhaftiert oder hingerichtet. Medien unterliegen systematischer staatlicher Kontrolle, das Internet wird umfassend zensiert und überwacht. Dennoch wird viel über den Iran berichtet und viele Iraner*innen nutzen soziale Medien. Es gibt einen öffentlichen politischen Diskurs. Ein Gespräch mit dem Historiker Arash Azizi.
mehr »

Bundesregierung ohne Exit-Strategie

Vor drei Jahren übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan. Während viele Menschen im Land heute angeben, die Situation sei sicherer, leben Journalisten fast nirgends gefährlicher. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) rutschte das Land mittlerweile auf Platz 178 von 180 Staaten. Ein Hoffnungsschimmer sollte das Bundesaufnahmeprogramm (BAP) für besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen sein. Doch nur sechs Journalist*innen konnten darüber gerettet werden. Und das BAP stehe vor dem Aus, beklagt RSF. 
mehr »

Türfent: Rettender öffentlicher Druck

Der internationale Tag der Pressefreiheit ging in Deutschland in diesem Jahr mal wieder zwischen Feier- und Brückentagen unter. Dabei gerät die Pressefreiheit weltweit immer weiter unter Druck. So plante die Türkei ein „Agentengesetz“ nach Vorbild Russlands und Georgiens, mit dem kritische Journalist*innen kriminalisiert werden. Wie wichtig öffentlicher Druck für inhaftierte Journalist*innen ist, verdeutlichte der türkische Kollege Nedim Türfent. Er ist sich sicher: Ihm hat dieser Druck das Leben gerettet.
mehr »

Wieder Journalist in Mexiko getötet

In Mexiko ist der Journalist Alejandro Alfredo Martínez Noguez trotz Polizeischutz erschossen worden. Martínez Noguez wurde am 4. August in Celaya im Bundesstaat Guanajuato angegriffen, obwohl er von Sicherheitskräften in einem Polizeiauto eskortiert wurde. Er wurde zunächst schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo er starb. Der Gründer des Lokalmediums El Hijo del Llanero Solititito stand seit 2023 unter Polizeischutz, nachdem er im November 2022 bereits einen Mordversuch überlebt hatte.
mehr »