Schweizer Verleger kündigen Vertrag mit fadenscheiniger Begründung

Der Verband Schweizer Presse (VSP) hat den Gesamtarbeitsvertrag 2000 für Journalist und das technische Redaktionspersonal unter Einhaltung der 12-monatigen Kündigungsfrist gekündigt. Der Vertrag wirkt demzufolge noch bis Juli 2004. Als Begründung wurden Terminprobleme bei den laufenden Verhandlungen vorgeschoben.

Der Schweizer Verband der Journalisten (SVJ) würde „auf Zeit spielen“, hieß es aus Verlegerkreisen. Ob diese „fadenscheinige Begründung“ nach altrömischem Motto einen Keil zwischen die Sozialpartner treiben sollte, könne nur vermutet werden. Habe doch das SVJ-Sekretariat nach Absprache mit comedia und im Namen beider Arbeitnehmer-Organisationen auf die Terminvorschläge des VSP, die ungünstigerweise in die Sommerpause gelegt worden seien, reagiert und Gegenvorschläge unterbreitet, heißt es in einem Kommuniquè von comedia. Das Vorgehen des VSP zeuge davon, wie unerfahren die eingesetzte Verhandlungsdelegation unter der Leitung von Südostschweiz-Verleger Hanspeter Lebrument sei. In Einzelgesprächen ließen Verlagsvertretern erkennen, dass sie mit dem GAV gut hätten weiter leben können. Was der Verlegerverband am derzeitigen Vertrag kritisiert, sei den Sozialpartnern nie mitgeteilt worden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten würde man meinen, die Verleger hätten anderes zu tun, als die gesamte Branche mit Auseinandersetzungen über die Arbeitsbedingungen in Unruhe zu versetzen. comedia und SVJ werden sich in den nun anstehenden Verhandlungen jedenfalls mit allen Mitteln für die Beibehaltung der branchenüblichen Standards einsetzen, versichert comedia-Sekretär Serge Gnos.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »

Fußball-EM: Eine Halbzeitbilanz

Spätestens seit dem Gruppensieg der deutschen Nationalelf wechselte die Stimmung im Lande von Skepsis zu Optimismus. Ausgedrückt in Zahlen: Vor dem Start des Turniers trauten gerade mal sieben Prozent der Mannschaft den Titelgewinn zu, nach drei Partien stieg dieser Wert auf 36 Prozent. Entsprechend wuchs auch das Interesse an den TV-Übertragungen.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »