Schweizer Verleger kündigen Vertrag mit fadenscheiniger Begründung

Der Verband Schweizer Presse (VSP) hat den Gesamtarbeitsvertrag 2000 für Journalist und das technische Redaktionspersonal unter Einhaltung der 12-monatigen Kündigungsfrist gekündigt. Der Vertrag wirkt demzufolge noch bis Juli 2004. Als Begründung wurden Terminprobleme bei den laufenden Verhandlungen vorgeschoben.

Der Schweizer Verband der Journalisten (SVJ) würde „auf Zeit spielen“, hieß es aus Verlegerkreisen. Ob diese „fadenscheinige Begründung“ nach altrömischem Motto einen Keil zwischen die Sozialpartner treiben sollte, könne nur vermutet werden. Habe doch das SVJ-Sekretariat nach Absprache mit comedia und im Namen beider Arbeitnehmer-Organisationen auf die Terminvorschläge des VSP, die ungünstigerweise in die Sommerpause gelegt worden seien, reagiert und Gegenvorschläge unterbreitet, heißt es in einem Kommuniquè von comedia. Das Vorgehen des VSP zeuge davon, wie unerfahren die eingesetzte Verhandlungsdelegation unter der Leitung von Südostschweiz-Verleger Hanspeter Lebrument sei. In Einzelgesprächen ließen Verlagsvertretern erkennen, dass sie mit dem GAV gut hätten weiter leben können. Was der Verlegerverband am derzeitigen Vertrag kritisiert, sei den Sozialpartnern nie mitgeteilt worden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten würde man meinen, die Verleger hätten anderes zu tun, als die gesamte Branche mit Auseinandersetzungen über die Arbeitsbedingungen in Unruhe zu versetzen. comedia und SVJ werden sich in den nun anstehenden Verhandlungen jedenfalls mit allen Mitteln für die Beibehaltung der branchenüblichen Standards einsetzen, versichert comedia-Sekretär Serge Gnos.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »