Schwerpunkt Pressefreiheit: Die Welle der Freiheit

Tunesischer Oppositionssender Radio Kalima sendet bald auf UKW

Der ehemalige tunesische Oppositionssender Radio Kalima, der lange Zeit nur über Internet zu hören war, wird bald auf UKW senden. „Wir warten nur noch auf die Lizenz“, erklärt Omar Mestiri, der 60-jährige Direktor von Kalima. „Die Medienlandschaft ist ein Zeichen dafür, ob der Übergang zur Demokratie ernst gemeint ist oder nicht“, beschreibt Mestiri Kalimas Aufgabe im neuen Tunesien.

Am 14. Januar, dem Tag des Sturzes von Präsident Zine al Abidine Ben Ali, kamen Omar Mestiri und seine Frau, die bekannte Menschenrechtlerin und Chefredakteurin von Radio Kalima, Sihem Bensedrine, aus dem Exil in Spanien zurück. Schnell war ein Raum in der Nähe des Flughafens von Tunis gefunden. Aus dem Netz in den Äther soll es von dort aus gehen. „Wir bauen ein modernes Medienunternehmen auf“, erklärt Mestiri.
Radio Kalima begann Anfang 2009 mit Sendungen über den Satellit Hotbird. Als das Regime von Ben Ali die Schließung der Frequenz erreichte, sendete Kalima im Internet (http://kalimatunisie.com/).
Während Mestiri und Bensedrine ins Exil mussten, machten die meist jungen Kalima-Reporter weiter. Sie sind für ihre kritischen Interviews, engagierten Meinungsbeiträge und vor allem für die Reportagen aus dem ganzen Land bekannt.
In den Wochen der Protestbewegung, die zum Sturz des Präsidenten Ben Ali führte, verbreitete Kalima mehr als ein Dutzend erschreckender Nachrichten, lange bevor die großen Presseagenturen darauf aufmerksam wurden. Ob blutige Polizeieinsätze, Schusswaffengebrauch gegen Protestierende, Kalima war vor Ort.
Was für die Radiomacher bisher hauptsächlich politisches Engagement war, wird jetzt zum Beruf. Möglich wird das durch internationale Unterstützung aus mehreren europäischen Ländern, allen voran Frankreich. „Radio France hat uns eine Studioeinrichtung geschenkt“, berichtet Mestiri, der längst Partner in Tunesien gefunden hat, die das Radio finanzieren. Außerdem plant Mestiri die Gründung eines Unterstützervereins, in den die Hörer einzahlen können. Falls dieses Modell funktioniert, soll bald schon ein Fernsehsender folgen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »