Taliban verbieten Berichterstattung

Talibansprecher Zabihullah Mujahid behauptet vor Journalisten, dass private Medien "unabhängig" arbeiten dürften, solange sie nicht die "nationalen Werte" untergrüben. / Foto Reuters

Journalisten der afghanischen Tageszeitung „Etilatrus“ wurden in Kabul festgenommen und für rund zwei Stunden festgehalten, wie der Herausgeber der Zeitung auf Twitter mitteilte. Mindestens zwei seien schwer misshandelt worden. Im Gesicht und am Kopf seien Abdrücke von Kabeln und Peitschen zu sehen. Die Journalisten berichteten von den mittlerweile verbotenen Frauenprotesten. Auch die Berichterstattung selbst ist nun untersagt.

Die Lage in Afghanistan spitzt sich täglich zu. Nach den Protesten in Kabul hat die neue Taliban-Regierung nun alle unangemeldeten Demonstrationen verboten. Kundgebungen seien nur dann erlaubt, wenn die Organisatoren sich diese genehmigen ließen, hieß es in der ersten offiziellen Erklärung des Innenministeriums nach der Regierungsbildung. Auch Parolen auf Transparenten müssten vorab gemeldet werden. Die radikalislamistischen Taliban untersagten zudem die Berichterstattung über die Proteste in den Medien.

Die größten lokalen Fernseh-Sender hatten am vergangenen Mittwoch offenbar bereits die Berichterstattung über die seit drei Tagen andauernden Proteste von Frauen in Kabul eingestellt. Am vergangenen Dienstag hatten die Taliban eine Gruppe von Reportern und Kameramännern für mehrere Stunden festgenommen, nachdem sie über den Protest in Kabul berichteten. Schon Seit der Machtübernahme werden Journalist*innen bedroht und  an ihrer Arbeit gehindert.

„Reporter ohne Grenzen“ fordert humanitäre Visa für geflüchtete Medienschaffende aus Afghanistan. Das Bundesinnenministerium müsse dazu rasch eine Grundsatzentscheidung fällen, erklärte die Organisation.

Weitere aktuelle Beiträge

Safer reporting: Schutzkodex auf der re:publica

Das gesellschaftliche Klima ist eines der ganz großen Themen auf der diesjährigen Digitalmesse re:publica in Berlin. Auch Journalist*innen sind zunehmend Hass und Bedrohungen ausgesetzt – bei der Recherche, auf Demos oder in sozialen Medien. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.  Dagegen hilft der Schutzkodex.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »