Todesurteil vorerst aufgehoben

Solidaritätsbewegung ringt um neuen Prozess für Mumia Abu Jamal

Mumia Abu Jamal muss vorerst nicht mehr in der Todeszelle sitzen. Ein Berufsgericht hob am 26. März das Todesurteil gegen den schwarzen US-Journalisten auf. Er war vor 26 Jahren wegen eines Polizistenmordes zum Tode verurteilt worden. Den Mordvorwurf hat er stets vehement bestritten.

Viele Juristen und Menschenrechtler konnten durch die akribische Sammlung von Beweismaterial belegen, dass Mumia keinen fairen Prozess bekommen hatte. Wichtige Zeugenaussagen waren nicht berücksichtigt, entlastende Indizien ignoriert worden. Die Jury, die den für die schwarze Bürgerrechtsbewegung aktiven Journalisten schuldig gesprochen hatte, bestand nur aus Weißen. Deshalb fordert eine weltweite Solidaritätsbewegung seit Jahren ein neues Verfahren.
Doch das wird es auch nach dem aktuellen Urteilsspruch nicht geben. Die Verurteilung wegen Mordes wurde aufrechterhalten. Mumia Abu Jamal soll lebenslänglich im Gefängnis bleiben. Daher ist die Mumia-Solidaritätsbewegung auch nicht in Feierlaune.
Selbst das Leben des Journalisten ist noch nicht endgültig gerettet, betont Anton Mestin vom Berliner Mumia-Bündnis. Die Staatsanwaltschaft habe immer noch die Möglichkeit, innerhalb von 180 Tagen in einem neuen Jury-Prozess ein erneutes Todesurteil zu erreichen. „Doch selbst wenn das jetzige Urteil rechtskräftig wird, bedeutet die mögliche Umwandlung in eine lebenslange Freiheitsstrafe eine Todesstrafe auf Raten. Denn in den USA gibt es keine Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung für zu lebenslänglicher Haftstrafe Verurteilte.“

Filmpremiere in Berlin

Deshalb betont Mestin, dass der Kampf für Mumias Freiheit auch nach einer endgültigen Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe weitergeht. Die Forderung nach einem neuen Verfahren soll dabei weiterhin im Mittelpunkt stehen. Mit dem auf deutsch untertitelten Film „In Prison My Whole Life“ soll der Fall Mumia Abu Jamal wieder verstärkt in die Öffentlichkeit gebracht werden. In den USA hat der preisgekrönte Streifen bereits für heftige Debatten gesorgt. In dem Film folgt ein junger US-Bürger den Spuren Mumias und stellt sich die Frage, warum dieser Mann seit mehr als einem Viertel Jahrhundert rund um den Globus zum Symbol für Justizwillkür geworden ist. Der Film, der in Deutschland noch keinen Verleih gefunden hat, hat am 12. April in Berlin Premiere und soll danach bundesweit in verschiedenen Programmkinos gezeigt werden. Am 17. April organisiert das Pen-Zentrums Berlin gemeinsam mit dem Literaturforum im Brechthaus einen „Abend für Mumia“, an dem unter anderem der Mumia-Anwalt Robert R. Bryan und der deutschsprachige Verleger Jürgen Heiser über die Notwendigkeit sprechen werden, mit der Solidaritätsarbeit gerade jetzt nicht nachzulassen. Schließlich planen die Solidaritätsgruppen auch zu Mumias Geburtstag am 24. April bundesweit weitere Veranstaltungen und kleinere Aktionen.

Infos und Termine können unter www.mumia-hoerbuch.de/termine.htm abgerufen werden.

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