Ungesühnte Morde

Bei zwei Anschlägen hatte der Radiojournalist Juan Porras Pala Glück. Am 6. September jedoch wurde Pala von Kugeln tödlich getroffen. Zwei Unbekannte hatten das Feuer auf ihn eröffnet, als er das Haus eines Freundes in Davao auf der philippinischen Insel Mindanao verließ.

Obwohl Leibwächter ihn zu schützen versuchten, hatte der Journalist keine Chance. Im April noch hatten die Sicherheitsbegleiter die Angreifer in die Flucht schlagen können. Pala vermutete Polizisten hinter dem Anschlag vom Frühjahr. Den Grund für die Bedrohung sah er in seiner Arbeit: In einer täglichen Sendung im Rundfunksender dxGO kritisierte er Lokalpolitiker genauso wie kommunistische Rebellen. Die Zahl seiner Feinde war groß.

Die Mörder des Journalisten Pala und ihre Hintermänner dürften im Dunkeln bleiben. Nur selten wurden bisher in vergleichbaren Fällen Verdächtige vor Gericht gestellt.

„Die Philippinen sind für Journalisten eines der gefährlichsten Länder der Welt“, hält Robert Ménard, Generalsekretär der „Reporter ohne Grenzen“ fest. „Mörder von Medienvertretern kommen in der Regel ungestraft davon. Die Straflosigkeit ermutigt die Auftragskiller und deren Auftraggeber, jene Journalisten, die sich nicht einschüchtern lassen, aus dem Weg zu räumen“, kritisiert er. Schriftlich forderte er jetzt José D. Lina, den Innenminister in Manila, dazu auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den bedrohten Journalisten Schutz zu garantieren. Denn Pala war bereits der sechste Pressevertreter, der seit April dieses Jahres ermordet wurde. Seit 1986 sind sogar schon 42 Medienschaffende bei der Ausübung ihres Berufes getötet worden.

Unbequeme Recherchen über Lokalpolitiker

So wie Rico Ramirez, der ebenfalls auf Mindanao erschossen wurde. Am 20. August, also nur wenige Wochen vor dem Mord an Juan Pala, postierten sich die Schützen einige hundert Meter vom Gebäude des Rundfunksenders dzSF entfernt. Sie trafen Ramirez tödlich in den Rücken. Für Wellen-Chef Max Tutor steht fest, dass seinem Kollegen die kritischen Reportagen über örtliche Drogenhändler und mafia-ähnliche Aktivitäten zum Verhängnis wurden.Auch bei Apolinario Podeba, Bonifacio Gregorio und Noel Villarante gehen die „Reporter ohne Grenzen“ davon aus, dass ihre Ermordung mit unbequemen Recherchen über Lokalpolitiker zusammenhängen. Bei John Villanueva vermuten die Behörden, dass seine mutmaßliche Mitgliedschaft in einer kommunistischen Rebellengruppe Ursache für den Mord war. Tatverdächtige wurden bislang nur in zwei Fällen ermittelt.

Es gibt Hinweise, dass Polizisten selbst in die Mordserie verwickelt sein könnten. Ohne eine Aufklärung der Morde und eine Bestrafung der Täter so die übereinstimmende Meinung der „Reporter ohne Grenzen“ und philippinischer Menschenrechtsorganisationen kann es keine Sicherheit für Journalisten im Land geben. Für sie ist es dringend Zeit zum Handeln, um weitere Morde zu verhindern. Von Einschüchterungsversuchen, Morddrohungen und gescheiterten Anschlägen berichten jedenfalls weitere Journalisten auf den Philippinen.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Nachrichten gegen Desinformation

Über 800 Medien wie Reuters, die Washington Post, Zeit Online und AFP unterstützten den diesjährigen World News Day, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information, am 28. September gefeiert wird.  „Journalismus ist das Sicherheitsnetz unserer Gesellschaft, sagte David Walmsley, Gründer des Weltnachrichtentages und Chefredakteur der kanadischen Zeitung Globe and Mail. Dieses Sicherheitsnetz hat Risse und hängt fast überall in der Welt am seidenen Faden - und mit ihm alle freien Gesellschaften.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »