Zeit begehrter als Geld

World Vision sammelt Arbeitsstunden für kontinuierliche Entwicklungshilfe

Die Entwicklungshilfe-Organisation World Vision will in einer bundesweiten Aktion Journalistinnen und Journalisten für das Thema Entwicklungshilfe gewinnen. Statt um Geld bittet der gemeinnützige Verein um Zeitspenden.

Nach großen Katastrophen, über die in den Medien ausführlich berichtet wird, verzeichnen manche Hilfsorganisationen regelrechte Spendenwellen. Rücken die Nachrichten darüber in den Hintergrund, ebbt die Hilfsbereitschaft genauso schnell wieder ab. Mit der Aktion „Schenken Sie uns eine Stunde“, die im Herbst startet, hofft World Vision auf eine kontinuierliche Berichterstattung zum Thema Dritte Welt.

Hilfe bei der Recherche

„Wir haben für die Aktion spezielles Infomaterial für alle journalistischen Bereiche zusammengestellt“, sagt Alfred Müller, dessen Büro für Medienberatung die Aktion für World Vision entwickelt hat. „Die Palette reiche von fertigen überregionalen Reportagen und Features, Vermittlung von Interview-Partnern oder Hilfe bei Recherche-Reisen in Krisengebiete, bis hin zu Lokalthemen. Sogar für Schülerzeitungen sei was dabei.

„World Vision Deutschland ist ein eingetragener Verein, und als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Wir gehen verantwortungsvoll mit den Spendengeldern um: 2001 haben wir von unserem Jahresetat in Höhe von rund 44 Millionen Euro lediglich 14 Prozent für Verwaltung und Spendergewinnung ausgegeben“, so Kurt Bangert, seit sechs Jahren Sprecher der Organisation in Deutschland. Natürlich hoffe World Vision letztlich, durch die Aktion neue Paten für die Armutsbekämpfung zu gewinnen. „Ohne Geld können wir nicht helfen.“

Inforeisen für Journalisten

Journalistinnen und Journalisten, die mitmachen wollen, können bei World Vision eine Mappe mit Informationsmaterial und Themenvorschlägen bestellen. „Jeder kann dann für sich selbst entscheiden, wie viel Zeit er für die Sache spenden will“, so Alfred Müller. Im Zuge der Aktion wurde im Bereich Öffentlichkeitsarbeit von World Vision einiges überarbeitet und neu gestaltet: Die Pressestelle bietet jetzt Informationsreisen für Journalistinnen und Journalisten in Krisenregionen (z.B. Afghanistan, Naher Osten) an. Der zweimonatlich erscheinende Informationsdienst „Pulsschlag“ wurde relauncht. Er beschäftigt sich jeweils mit einem Schwerpunkt-Thema der Entwicklungshilfe. Der Dienst ist kostenlos per Post, oder, ganz neu, als PDF-Datei über Internet zu beziehen. Der Internet-Auftritt selbst wird zur Zeit komplett überarbeitet. Er bietet dann mehr aktuelle Informationen, Möglichkeiten zur Hintergrund-Recherche und ein Foto-Archiv zu unterschiedlichsten Themen der Entwicklungshilfe. Texte und Fotos können unter Quellenangabe honorarfrei gedruckt werden.

 


Informationen

WORLD VISION DEUTSCHLAND e.V.
Am Houiller Platz 4
61381 Friedrichsdorf
Pressestelle
Kurt Bangert, Sönke Weiß, Iris Manner
Telefon 06172 / 763 – 151

 
Ein Journalist gründete World Vision

Der amerikanische Journalist Bob Pierce, Anfang der 50er Jahre Kriegsberichterstatter aus Korea, gründete die überkonfessionelle Entwicklungshilfeorganisation World Vision. Sie arbeitet inzwischen mit über 10.000 Mitarbeitern weltweit. 1979 wurde auch World Vision Deutschland gegründet. Rund 70000 Paten unterstützen seitdem von Deutschland aus Kinder in der sogenannten Dritten Welt. World Vision Deutschland organisiert Soforthilfe bei Katastrophen, fördert weltweit 128 längerfristige Projekte wie z.B. Schulprojekte in Afghanistan.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

Trump: Angriff auf kritische Medien

Donald Trump hat schon im Wahlkampf angekündigt, US-Medien, von denen er sich kritisiert und angegriffen sieht, auszuschalten, sollte er gewählt werden. Von welchen Möglichkeiten er dabei unter anderem Gebrauch machen kann, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Beitrag aufgeführt. Es zeigt sich: Trumps Drohungen sind alles andere als unrealistisch. Und sein Vorbild für diese sitzt in Europa.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »