Klug und beharrlich mit Witz und Ironie

Alfred Horné zum Gedenken

„Wer gegen den Strom schwimmt, muss einiges schlucken können.“ Mit diesen Worten hat Alfred Horné, damals Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst im DGB und Co-Vorsitzender der IG Medien im Kooperationsstatus, mir einmal die „Mühen der Ebenen“ deutlich gemacht.

 Foto: Gregor Feindt
Foto: Gregor Feindt

Er war ein kluger Mensch, der mit Witz und Ironie sowie außerordentlicher Beharrlichkeit seine und auch unsere gewerkschaftlichen Ziele verfolgte. Eines davon war die IG Medien, eine gewerkschaftliche Organisation, die den Medienkonzernen und Herrschenden im Kunstbereich auf Augenhöhe begegnen konnte.

Am 3. Dezember 1984 in Düsseldorf wurde die IG Medien als gemeinsames Dach der weiterhin noch selbständigen Gründungsgewerkschaften (IG Druck und Papier und Gewerkschaft Kunst) endlich ins Leben gerufen wurde. „Eilzug mit Verspätung“, titelte Alfred Horné einen Artikel in der hff. Mit spitzer Feder und dem ihm eigenen Humor und Sarkasmus schilderte er die „Sonderfahrt“ zum Zielbahnhof. Auf der Fahrt dorthin war er immer wieder beides gewesen: Zugführer und Ein-Heizer.

In all diesen Jahren hat der gelernte Rundfunk-Journalist mit guten Kolleginnen, Kollegen und Freunden konsequent den eingeschlagenen Weg verfolgt. Die Widerstände in den eigenen Reihen der RFFU und Gewerkschaft Kunst, aber zum Teil auch im DGB, waren nicht gering. Borniertheit, pure Arroganz, reale oder eingebildete Macht waren ebenso zu überwinden wie Rechthaberei oder vermeintlich besseres Wissen. Sein politisches und humanistisches Plädoyer für kollegiales Miteinander und Einigkeit: „Wir müssen … auch als Gewerkschafter lernen, in persönlichen Konflikten miteinander umzugehen, ohne uns persönlich zu verfeinden und ohne der Sache, für die wir alle einstehen, Schaden zuzufügen.“

In den letzten Jahren hat er, zuerst gemeinsam mit seiner geliebten Frau, in einem Altersheim in München gewohnt. Auch hier mischte er sich ein. Besonders interessiert war er bei unserer letzten Begegnung an dem, was wir als Gewerkschaften in und für Europa machen. Noch im hohen Alter hat er über die täglichen Anforderungen hinaus auf Zukunftsprobleme geschaut und sich mit ihnen auseinandergesetzt.

Er hat, mit all seinen Kräften und Fähigkeiten, Wesentliches für den gesellschaftlichen Fortschritt, für die Kolleginnen und Kollegen im Kunst- und Medienbereich geleistet. Nicht selten war er der realen Bewegung gedanklich etwas voraus und musste harten Gegenschlägen trotzen. Das hat er souverän und selbstlos handelnd gemeistert. Alfred Horné ist am 3. Mai im Alter von 85 Jahren gestorben. Wir denken an ihn in Trauer und Anerkennung.

Weitere aktuelle Beiträge

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »