Erfolgsgeschichte in der „new economy“

connexx.av legte Zwischenbilanz und Expansionspläne vor

Einiges hat das Projekt connex.av mit den Start-ups der new economy gemein: Nur knapp zwei Jahre alt, am Markt mit einem innovativen Produkt, das sogar auf große Nachfrage bei „Kundinnen und Kundinnen“ trifft, und jetzt sogar scheinbar unbescheidene Expansionspläne, die der Quasi-Aufsichtsratsvorsitzende der Muttergesellschaft – auch er, ein gewisser Frank Bsirske, ein Newcomer – voller Begeisterung mit trägt.

Zugegeben – das Bild ist ein wenig schief. Ausgangspunkt für connexx.av war 1999 nicht der Kern der sogenannten neuen Wirtschaft, sondern der private Rundfunk samt dessen Umfeld von vor allem freien Produktionsfirmen. Die ver.di-Vorläuferorganisationen IG Medien und DAG hatten bis dato mehr oder weniger erfolglos versucht, Mitglieder bei den privat-kommerziellen Rundfunksendern zu werben, flächendeckend Betriebsräte zu gründen oder wenigstens Ansprechpartner zu gewinnen und Tarifverträge durchzusetzen. An diese Vorgeschichte erinnerte Mitte September beim connexx.av-summit Frank Werneke, Leiter des ver.di-Fachbereiches Kunst und Medien. (Summit? Einen Moment bitte!) Statt mit den Mitteln traditioneller Gewerkschaftsarbeit frustriert und frustrierend fortzufahren, begann 1999 der Ansatz einer ganz neuen Gewerkschaftsarbeit: Das Projekt connexx.av konnte beginnen, um ein „etwas anderes Bild von Gewerkschaft“ (so Frank Bsirske) hervorzubringen.

Etwas anders – das fängt beim Namen an. „connexx“ versteht sich als Ableitung vom englischen Wort für Verbinden; „av“ nimmt Bezug auf audiovisuell, und das doppelte x greift schlicht einen modernen Trend auf. Dagegen nicht nur „etwas anders“ ist die Struktur – die beiden Trägergewerkschaften installierten das Projekt völlig losgelöst von regionalen und branchenbezogenen Gewerkschaftsstrukturen; die Mitarbeiter/innen an den vier Projektstandorten Berlin, Hamburg, Köln und München konnten und mussten eigene Wege suchen, die Beschäftigten in der neuen Medienbranche anzusprechen. Ganz neu schließlich auch die Form der Zwischenbilanz – der „Summit“ jüngst in Frankfurt/Main – ein Gipfeltreffen zwar auch mit den bisherigen Projektleitern Manfred Moos und Peter Völker, den Gewerkschaftsoberen Frank Werneke und Frank Bsirske (dem ver.di-Bundesvorsitzenden), aber vor allem mit vielen Betriebsräten und anderen Aktiven aus der vor zwei Jahren nur erhofften Klientel.

Veränderung auch für ver.di

Die vielen Betriebsräte und Wahlvorstände beim Summit personifizierten quasi den Erfolg von connexx.av, und ein Teil zeigte: connexx.av hat sogar viel mehr erreicht als angestrebt. Denn nach erstem erfolgreichen Agieren im Rundfunkbereich meldeten sich Beschäftigte aus dem weiteren Medienumfeld, die Unterstützung und Rat brauchten, um die Krisenfolgen in vielen Unternehmen der „new economy“ bewältigen zu können. In der Konsequenz begleitet(e) connexx.av unter anderem die Gründung von inzwischen rund 50 Betriebsräten in „Buden“ wie Internet-Agenturen, Onlinediensten, Content-Providern, Webdienstleistern, Softwareentwicklern und dergleichen – Firmen, die noch bis vor kurzem als sichere Bollwerke gegen alle gewerkschaftlichen und betriebsrätlichen Regungen galten. Dank connexx.av hat sich das selbst bei den Flaggschiffen der Branche wie Pixelpark geändert – nicht mittels Flugblattverteilen vor den Firmeneingängen, sondern mit Hilfe unter anderem von gewerkschaftlichen Diskussionsforen im Internet und Mail-Aktionen in die Betriebe hinein.

Dieser Erfolg hat jüngst den ver.di-Bundesvorstand dazu gebracht, das Projekt connexx.av nicht wie ursprünglich geplant 2002 abzuschließen, sondern bis 2005 fortzuführen. Die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen soll ebenso annähernd verdreifacht werden wie die Mittel: Jährlich steuert ver.di mit rund 2,5 Millionen Mark mehr als ein Zehntel der Gelder seines Innovationsfonds in diese Projektarbeit, wie Frank Bsirske beim Summit unterstrich. Der ver.di-Bundesvorsitzende ist vom Erfolg von connexx.av so beeindruckt, dass er die Erfahrungen aus dem Projekt auch für andere Bereiche der Gewerkschaftsarbeit nutzen möchte. Nicht um kurzfristige Erfolge wie zum Beispiel eine schnelle Mitgliedergewinnung soll es gehen (wo connexx.av mit inzwischen 700 Neuaufnahmen gar nicht so schlecht dasteht). Auch nicht „short-term“-Denken und Shareholder-value-Mentalität wie in der new economy sollen nach den Vorstellungen von Frank Bsirske neues gewerkschaftliches Handeln prägen. Sondern begeistert ist Bsirske vielmehr von der Kreativität, der Flexibilität, der Kompetenz, der Dienstleistungsqualität für Beschäftigte, die die Praxis von connexx.av geprägt haben. Frank Bsirske: „So stelle ich mir Gewerkschaft vor.“

 

 

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