Hallo-Ü-Wagen

Zukunft einer traditionsreichen Radiosendung in Frage gestellt

Beim WDR steht die Sendung „Hallo Ü-Wagen“ zur Disposition. Hörerinnen und Hörer befürchten die Einstellung der traditionsreichen Alltagsberichterstattung auf WDR 5 und wenden sich an Intendanz und Rundfunkrat.


Seit 35 Jahren spiegelt „Hallo-Ü-Wagen“ den Alltag der Menschen in NRW, geht direkt vor Ort, fährt auf die Marktplätze und spricht mit den Bürgern. Die Themen werden größten Teils von Hörerinnen und Hörern vorgeschlagen. Nachdem bekannt wurde, dass es Bestrebungen geben soll, die Sendung abzusetzen, formierte sich Widerstand. Ein Freundeskreis wurde gebildet. Mit Protestschreiben an Intendanz und Rundfunkrat und mit einer Petition an den NRW-Landtag setzt er sich für dieses „beispielhafte und bewährte Medienformat demokratischer Öffentlichkeit“ ein. „Mit ihrem Konzept hat die Sendung Hallo-Ü-Wagen ein vorbildhaftes Alleinstellungsmerkmal. Der Prozess des Denkens und der Meinungsbildung wird auf einzigartige und nachahmenswerte Weise abgebildet und in nachvollziehbaren Schritten öffentlich gemacht“, heißt es in der Petition. Dem vermeintlichen Argument eines Sparzwangs wird entgegen gehalten: „Statt über ein Beenden dieser wertvollen Sendung nachzudenken, sollte ein besserer Platz gefunden werden, an dem sie prominent zur Geltung kommt. Dann würde sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit nicht stellen.“
Der WDR-Rundfunkrat und inzwischen auch sein Programmausschuss haben sich mit dem Thema und den an das Gremium gerichteten Eingaben beschäftigt. Der Rundfunkrat unterstütze „Ihre Position, dass die Sendung Hallo-Ü-Wagen für die Identifikation mit dem WDR und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Nordrhein-Westfalen sehr hoch eingeschätzt wird“, schrieb die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi an eine Hörerin, die sich ebenfalls mit einer Online-Petition an den Landtag gewandt hat. Dies sei verbunden mit der Hoffnung gegenüber der Hörfunkredaktion, „ geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Sendung zu erhalten“. Mögliche Änderungen sollten mit „Bedacht und Vorsicht“ vorgenommen werden, heißt es weiter. Gegenüber dem Rundfunkrat habe die Intendantin derweil bestätigt, „dass zur Zeit über die Zukunft der Sendereihe Hallo-Ü-Wagen nachgedacht werde“. Hieronymi wies allerdings auch darauf hin, dass die Intendantin für das Programm des WDR zuständig und verantwortlich sei und der Rundfunkrat nur eine beratende Aufgabe habe. Sie habe das Schreiben der Hörerin mit der Bitte um Stellungnahme an die Intendantin weiter geleitet, in der Hoffnung, dass damit „eine intensivere Prüfung“ der vorgetragenen Argumente für Hallo-Ü-Wagen erreicht werden könne. Antworten aus der Intendanz waren bis zur Drucklegung von M noch nicht bekannt. Betroffen von einer Einstellung der Sendung oder auch einer Reduzierung des Umfangs wären vor allem freie WDR-Mitarbeiter, denn sie stemmen den größten Teil der Sendung.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »