hr-Belegschaft: Landesregierung soll Gesetzentwurf zurückziehen


Resolution der Personalversammlung gegen geplante Änderung des hr-Gesetzes

Zu den von der hessischen Landesregierung beabsichtigten Änderungen des Gesetzes über den Hessischen Rundfunk haben die Beschäftigten des hr in ihrer heutigen Personalversammlung einstimmig die folgende Resolution verabschiedet:

„Der Hessische Rundfunk ist Sache der Allgemeinheit und nicht Sache der Parteien und Intereressengruppen.
Die Mitglieder des Rundfunkrates sollen nicht die Interessen der Organisationen vertreten, die sie entsandt haben.
Sie haben einzig und allein dafür zu sorgen, dass der Hessische Rundfunk offen bleibt für das, was in der Gesellschaft geschieht.
So steht es sinngemäß im Gesetz über den Hessischen Rundfunk.
So hat es fünfzig Jahre lang zum Wohle des Landes Hessen funktioniert.
So soll es nach dem Willen der amtierenden Landesregierung nicht länger sein.
Nach dem Kabinettsentwurf vom 22. März 2000 zur Änderung des Gesetzes über den Hessischen Rundfunk können die Organisationen ihre Vertreter im Rundfunkrat jederzeit ohne Angabe von Gründen abberufen.
Vertreter, die den sie entsendenden Organisationen nicht mehr angehören, müssen sofort aus dem Rundfunkrat ausscheiden.
Damit führen die gerade regierenden Parteien das imperative Mandat für Rundfunkratsmitglieder ein, das ihnen ansonsten ein Greuel ist.
Das Gesetz über den Hessischen Rundfunk ist das älteste und freiheitlichste Landesrundfunkgesetz in Deutschland.
Es hat bis heute verhindert, dass die jeweils regierenden Parteien über die Mehrheit im Rundfunkrat verfügen.
Das war gut so.
Jetzt will sich eine Landesregierung zum ersten Mal das Recht nehmen, sich den Rundfunkrat so zusammenzusetzen, wie es ihr passt.
Mit der grundsätzlichen Befristung des Gesetzes über den Hessischen Rundfunk auf fünf Jahre lädt sie gleichzeitig alle künftigen Regierungsparteien in Hessen ein, es genauso zu tun.
Der Hessische Rundfunk gehört der hessischen Bevölkerung, die ihn bezahlt. Wir, die Beschäftigten des hr, rufen deswegen die hessische Bevölkerung auf, sich gegen diesen dreisten Übergriff der Parteipolitik zur Wehr zu setzen und mit uns die Rundfunkfreiheit in Hessen zu verteidigen.
Wir fordern die Hessische Landesregierung auf, diesen Gesetzentwurf zurückzuziehen. Hände weg vom hr!
Der Hessische Rundfunk muss Sache der Allgemeinheit bleiben.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Deutsche-Welle: Beschäftigte wehren sich

Mitarbeiter*innen der Deutschen Welle (DW) protestieren an der Marschallbrücke in Berlin gegen die geplanten massiven Kürzungen im Etat des deutschen Auslandssenders. Sie wollen bis Freitag jeweils frühmorgens Bundestagsmitglieder auf ihrem Weg ins Parlament um Unterstützung für eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Deutschen Welle bitten.
mehr »